Knochenhauer Amtshaus Hildesheim

Nach vier Jahren in Hildesheim habe ich es endlich einmal ins Knochenhauer Amtshaus geschafft!

Hier befindet sich das hildesheimer Stadtmuseum. Und ich war wirklich positiv davon überrascht!

Die Sonderausstellung über Wilhelm Pelizaeus war ansprechend gestaltet und gewährte einen guten Einblick in sein Leben und seine Bedeutung für Hildesheim.

Doch auch die Dauerausstellung über die Geschichte Hildesheims überrascht durch ansprechende museumspädagogische Gestaltung für Klein und Groß. Von der Frühzeit bis zum 2. Weltkrieg wird Hildesheims Geschichte gut veranschaulicht.

Ich wusste gar nicht, dass doch so viele berühmte Persönlichkeiten der Geschichte einen Bezug zu Hildesheim haben.

Auch die Entwicklung der Besiedelung Hildesheims seit der Gründung hat mich erstaunt – nicht nur wegen der interaktiven Gestaltung!

Am interessantesten aber fand ich den Abschnitt über “die Elektrische” (Straßenbahn) in Hildesheim. Während man in alten Straßenbahnsitzen die Füße ausruht, kann man einen – auch schon historischen – Film dazu sehen. Er stammt noch aus “D-Mark-Zeiten” und ist nicht nur modetechnisch aufschlussreich. Hier habe ich Hildesheim aus einer für mich ganz neuen Perspektive gesehen und habe in gewisser Weise Verständnis für Rekonstruktionswünsche, wie “den Zuckerhut”, entwickelt. Einmal mehr ist mir wieder deutlich geworden, was ein Krieg anrichten kann; wie er das Gesicht und den Charakter einer Stadt, den Stolz und die Identifizierung der Bewohner vernichten kann…

 

Alles in Allem frage ich mich, warum ich nicht schon früher dort war?

Denn neben seiner Behinderten gerechten Erschließung sind die Eintrittspreise gerechtfertigt:

3€ für Erwachsene, 2€ ermäßigt und 1€ für Kinder ab 6 Jahren.

Man sollte das Museum allerdings nicht mit hungrigem Magen besuchen, denn durch die Abluftanlage des Restaurants im Erdgeschoss riecht es in den Ausstellungsräumen – mal mehr, mal weniger – nach Essen.

Master-Thesis: Puppenstube(n)?

In weniger als einem Jahr plane ich, meine Master-Thesis zu schreiben und damit mein Studium abzuschließen.

Meine bisherige Idee ist es, ein Konservierungs-/Restaurierungskonzept für eine Puppenstube oder vielleicht auch eine ganze Puppenstuben-Sammlung zu erarbeiten. Es sollte halt nur in 18 Wochen zu schaffen sein… Eine Umsetzung der Maßnahmen wird in dieser Zeit sicherlich nicht möglich sein, aber man könnte sicher darüber nachdenken, dies noch anzuschließen.

Mich reizt sehr die Materialvielfalt. Denn was ich bisher gelesen habe, wurde in Puppenstuben eigentlich alles benutzt – von Holz, Papier über Metalle bis hin zu Elfenbein.

Wem jetzt einfällt, dass er/sie ein interessantes Stück (das z.B. ein spezifisches Schadensbild aufweist), eine ganze Sammlung von Puppenstuben oder sonstige Themen-Ideen rund um Puppenstuben hat, der/die kontaktiere mich bitte! Denn noch ist mein Thema nicht festgelegt, geschweige denn ausgereift! Doch ich benötige diese lange Volaufzeit, um mich gründlich auf meine Thesis vorzubereiten. Schließlich habe ich den Anspruch an mich, eine ordentliche Arbeit abzuliefern.

Also dann, schonmal danke für die Unterstützung und ich bin schon ganz gespannt, welche tollen Ideen und Vorschläge da auf mich zukommen.

Reisebericht Florenz, Italien

Eine Woche lang haben wir uns im Rahmen einer Kunstgeschichts-Exkursion Florenz (und Siena) in Italien unter dem Thema der “italienischen Frührenaissance” angeschaut und dabei bekannte und bedeutende Meisterwerke der Kunst und Architektur besichtigt und diskutiert.

Altstadt von Florenz, Blick vom Piazzale Michelangelo

In Florenz haben wir einige Kirchen besichtigt:

– Santa Maria Novella

– San Lorenzo mit der Capelle Medicee (von Michelangelo)

– Santo Spirito

– Santa Felicita

– Kloster il Carmine mit der Capella Brancacci

– Dom Santa Maria del Fiore und das davor gelagerte Baptisterium

– Orsanmichele

– Santa Croce

Dazu haben wir noch Profanbauten besichtigt:

– Palazzo Strozzi

– Museo Palazzo Davanzati

– Palazzo Medici Riccardi

– Galleria dell’Accademia mit Skulpturen von Michelangelo, wie den David

Und dazu konnten wir noch die Restaurierungswerkstätten der Fortezza da Basso und des Opificio delle Pietre Dure besichtigen sowie die mitlerweile fast komplett abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten der Fresken in der Chorkapelle Santa Croce.

Zusätzlich habe ich mir dann noch auf eigene Faust die Uffizien und den Palazzo Pitti angeschaut.

Mit diesem reichhaltigen Programm haben wir noch lange nicht alles von der florentiner Altstadt gesehen!

Kultruell ist diese Stadt wirklich sehr reich, teilweise schon erschlagend.

Nachteilig empfand ich, dass man fast überall (auch Kirchen) Eintritt zahlen muss – und das nicht zu knapp!

In den Museen kann man, wenn man europäischer Student einer Kunsthochschule ist aber teilweise kostenlos eintreten, so z.B. bei den Uffizien. Man muss nur mit seinem Studentenausweis darauf hinweisen!

Allerdings ist in den meisten Museen und Kirchen das Fotografieren absolut verboten – noch nicht einmal ohne Blitz darf man Bilder machen. Falls man das doch tut, wird man sofort “sehr deutlich” darauf hingewiesen, dass das verboten ist!

 

Mir ist in dieser Woche das Bild einer klaren Hierarchie der Wertschätzung von historischem Kunst- und Kulturgut in Florenz entstanden: Fresken und architektonische Bauplastik sind sehr hoch geschätzt. Ihre Konservierung wird gern finanziert. Danach folgen Steinplastiken und Gemälde. Historische Möbel scheinen in der Wertschätzung ganz unten zu rangieren.

Stuhl auf Landzunge unter einer Brücke über den Arno, Florenz

Besonders im Palazzo Pitti ist mir aufgefallen, dass sich Besucher auf einige der historischen Stühle setzen dürfen.

Auch in der präventiven Konservierung erscheinen mir die Florentiner sehr inkonsequent:

Historische Wandbespannungen werden erst dann mit Plexiglas geschützt, wenn sie schon deutlich abgegriffen sind (im Palazzo Pitti aufgefallen). Und mit Staubwischen haben sie es auch nicht; besonders in den Uffizien waren einige Skulpturen, Stuckaturen und Bilderrahmen mit dicken, sehr auffälligen Staubschichten überzogen.

Fehlt da das Geld oder ist das Bewusstsein für Sammlungspflege noch nicht so ausgeprägt?

 

Die Altstadt an sich hat ein definitives Verkehrsproblem!

Durch die engen Gassen rasen Motorroller, Autos und sogar LKW! Die Bürgersteige sind mikroskopisch schmal bis gar nicht vorhanden, so dass man wirklich sehr aufpassen muss. Und man darf sich nicht auf grüne Ampeln verlassen…

Hier gilt besonders: Augen auf im Straßenverkehr!

Dennoch bietet die gesamte Altstadt wirklich viele Fotomotive, ist also auch für künstlerische Fotografie sehr geeignet.

Eine erhebliche Gefahr des Diebstahls kann ich jetzt nicht bestätigen. Aber man sollte schon gut auf seine Taschen und Kameras aufpassen.

 

Wir als Studenten haben in Ferienwohnungen gewohnt und haben uns selbst verpflegt.

Unsere Unterkünfte waren durchweg schön.

Die, in der ich war (Lungarno Amerigo Vespucci), kann ich wirklich sehr empfehlen! Sie ist stilvoll eingerichtet und sehr gemütlich. Die Vermieterin ist überaus nett, zuvorkommend und kann Englisch. Und sie bedankt sich für jegliches Kompliment, dass man ihr macht, selbst wenn man nur betont, dass die Heizung einfach zu bedienen ist.

In dieser Wohnung waren wir zu viert, das war ok. Für Paare ist es, glaube ich, viel besser geeignet.

Aber so war es natürlich preiswerter.

Unterkunft, Verpflegung und Eintrittsgelder beliefen sich bei mir auf ca. 200€.

Auch wenn einige Lebensmittel in Italien teurer sind, als in Deutschland, sind die öffentlichen Verkehrsmittel (besonders Zug) unglaublich günstig! Allerdings muss man hierbei immer mit unvorhergesehenen Ereignissen und Unpünktlichkeit rechnen und sollte deshalb genug Zeitpuffer einplanen.

 

Alles in Allem war es die Reise aber wert und ich würde auch gern wieder nach Florenz zurückkehren oder ins übrige Italien reisen. Es ist wirklich sehr lohnenswert! Und Sprachkenntnisse sind natürlich überaus vorteilhaft.

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Insektenkunde (Entomologie)

Die Insektenkunde ist für Restauratoren – besonders von Möbeln und Holzobjekten – von großer Bedeutung, da einige Insekten vom Holz leben. Sie zerstören also unsere hölzernen Kulturgüter. Sie werden häufig umgeangssprachlich als “Holzwürmer” zusammengefasst. Wie immer, ist es aber weitaus komplexer.

Zunächst ist es wichtig, die Lebensbedingungen (Holzart, Materialfeuchte usw.) der einzelnen Arten zu kennen. Dies ermöglicht uns nicht nur ein Erkennen der Schädlinge, sondern auch eine Änderung der Umgebungsbedingungen, um neuerlichen Befall oder weitere Ausbreitung zu vermeiden. Eine Bekämpfung kann damit manchmal schon umgangen werden.

Für Möbel- und Holzrestauratoren sind die Frischholz- oder Forstschädlinge (z.B. Borkenkäfer, Werftkäfer, Holzwespen, Bockkäfer) eigentlich von geringer Bedeutung, da sie nur an lebenden, berindeten Bäumen vorkommen. An verbautem Holz finden sich manchmal nur optisch beeinträchtigende  Altschäden. Einige Arten, wie die Holzwespen oder Bockkäfer und Weicher Nagekäfer, können sich aber auch noch in verbautem Holz weiter entwickeln. Wird aber die Rinde entfernt, stirbt der aktive Befall ab und es ist kein neuer zu erwarten.

Bedeutender sind allerding die Trockenholzinsekten (z.B. Hausbock, Gewöhnlicher Nagekäfer, Gekämmter Nagekäfer, Splintholzkäfer). Der Hausbock ist im Splint von Nadelholz zu finden. Da er aber 30% Holzfeuchte und ca. 28°C als optimale Lebensbedingungen bevorzugt, ist er an Möbeln meist seltener zu finden.

Interessant wird es dann beim Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) und bei den verschiedenen Splintholzkäfern (Lyctus), da diese relativ trockenes Holz befallen und hier auch großen Schaden anrichten können. An dieser Stelle kann leider nicht auf die einzelnen Unterscheidungsmerkmale von Larven, Fraßbild, Nagsel und Imago eingegangen werden. Das ist auch überwiegend eine Frage der Übung: man muss einige Beispiele gesehen haben, um natürliche Abweichungen zu erkennen. Es sei aber auf einige nützliche Quellen Hingewiesen:

Bei den wichtigsten Holz zerstörenden Insekten besteht auch häufig Verwechslungsgefahr mit Vorratsschädlingen, besonder beim Gewöhnlichen Nagekäfer. Ihm sieht der Brotkäfer sehr ähnlich. Sicherstes Unterscheidungsmerkmal ist aber der Halsschild, der beim Brotkäfer runder ist. Der des Gewöhnlichen Nagekäfers ist “beuliger”.

Auch von Bedeutung können Faulholzinsekten (z.B. Trotzkopf, Gescheckter Nagekäfer, Rothalsbock) für Möbel sein. Vorwiegend sind sie zwar in Gebäudesubstanz zu finden, da sie – wie ihr Name schon sagt – faules Holz befallen, verschmähen aber deswegen keine Pilz geschädigten Möbel. Liegt ein solcher Schaden vor, wurde das Möbelstück aber schon sehr lang vernachlässigt, da ja zunächst ein Holz zerstörender Pilz drüber gegangen sein muss.

Sondererscheinungen, wie Ameisen und Termiten seien hier auch nur kurz aufgezählt. Darüber hinaus gibt es natürlich noch zahlreiche Unterarten von den oben genannten Insekten.

Bei weiteren Fragen kann ich eine Kontaktaufnahme mit Herrn Ulrich Arnold empfehlen. Er hat gesunden Sachverstand, praktische Erfahrung, ist sehr vermittlungsbegabt und kann dann ggf. auch weitere Kontakte zu weiteren Spezialisten oder verschiedenen Bekämpfungsfirmen vermitteln.

Antiquitäten wieder “schön” machen 3

Die fertige Kommode hat auch dem Eigentümer gefallen.

Und ich muss sagen: Dafür, dass das mein erstes Möbelstück war, das ich wirklich komplett eigenverantwortlich bearbeitet habe, bin ich damit zufrieden.
Die ergänzten Füße und Schlüsselbleche waren schon nötig, um die ursprüngliche Aussage wieder erfahrbar zu machen. Leider konnte ich dem Eigentümer nicht ausreden, die Grifflöcher zu schließen.
Aber ich habe das so ausgeführt, dass man das leicht wieder zurückführen können sollte.
Und jetzt, nach einigen Wochen, scheint der Besitzer das wohl doch wieder rückgängig machen zu wollen.

Um auf die Ethik nochmal zu sprechen zu kommen:
Dadurch, dass die Kommode noch immer in täglichem Gebrauch ist, kann man keine museale Konservierung/Restaurierung durchführen. Dabei hätte man eigentlich alle Veränderungen (fehlende Füße, andere Griffe) lassen müssen/können, da sie ja ein Zeugnis der Geschichte dieses Möbels sind. Andererseits verändern fehlende Füße ja auch die Statik der Kommode…

Ich will damit verdeutlichen, dass die ethische Abwägung von Restaurierungsmaßnahmen immer eine Gradwanderung zwischen gut und schlecht ist. Und es immer subjektiv ist. Denn ein anderer Restaurator würde das vielleicht alles ganz anders machen.
Wichtig ist meiner Meinung nach eigentlich nur, dass man nicht einfach das tut, was man oder andere schon immer getan hat, sondern bei jedem Objekt neu überlegt, hinterfragt und abwägt.

Tagung “1000 Jahre St. Michaelis in Hildesheim”

Zunächst einen Dank und großes Lob an die Organisatoren dieser Tagung: Das Hornemann Institut und allen voran Frau Dr. Angela Weyer, und alle weiteren Mitwirkenden.
Diese dreitägige Tagung war überaus interessant und mit der Michaeliskirche wurde ein wunderbarer Ort gewählt – eigentlich der einzig richtige.
Dazu muss ich das Programm mit seinen zahlreichen Pausen und die wunderbare Bewirtung währenddessen besonders loben. In der Kirche war es auf Dauer recht frisch, aber im benachbarten Gemeindehaus gab es heißen Kaffee, Tee, Kuchen und Mittagsbuffet, was nicht nur Raum für fruchtbare Gespräche, sondern auch Bewegungs- und Aufwärmmöglichkeiten bot.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich von einigen Voträgen/Vortragenden äußerst enttäuscht war. Einige Vorträge waren vom Stil her so schlecht, dass ich mich nicht mehr auf den Inhalt konzentrieren konnte. Vielleicht bin ich da auch ein bisschen sensibilisiert, aber meiner Meinung nach geht so etwas einfach nicht! Auch wenn hier meist kompetente Wissenschaftler – wohl vorrangig zu einander – gesprochen haben, kann man doch bessere Vortragstechniken erwarten, oder?
Für alle Wissenschaftler und die, die es noch werden wollen:
1. Kommen Sie pünktlich! Beginnen Sie pünktlich!
2. Überziehen Sie Ihre Sprechzeit nicht! Erkundigen Sie sich ggf. vorher, wieviel Zeit Ihnen zur Verfügung steht.
Denn solch ein Programm aufzustellen macht nicht nur überaus viel Arbeit, es sollte z.B. aus Rücksicht auf die Zuhörer (die sich darauf einstellen) so auch durchgeführt werden. Bei einer Tagung in einer Kirche (die dazu noch touristisch überaus gefragt ist) kommt dann noch die liturgische Nutzung durch Gottesdienste und öffentliche Führungen hinzu. Und wenn dem letzten Redner vor solchen unverschiebbaren Terminen dann das Wort abgeschnitten wird, ist das auch gegenüber dem Redner unhöflich.
3. Sprechen Sie deutlich, aber nicht zu langsam!
4. Machen Sie Sprechpausen, aber nicht zu viele, nicht zu lang und nicht an den falschen Stellen!
Es kam vor, dass Redner besonders langsam sprachen – vermutlich aus Sorge, nicht verstanden zu werden – und dabei dann unzählige, noch dazu zu lange Pausen (gefühlt nach jedem dritten Wort) gemacht haben, die die Satzzusammenhänge total zerrissen. Ja, man kann aufgeregt sein und dann bleibt einem gern einmal die Luft weg, aber solch eine Vortragsweise macht den Anschein, der Redner habe sich nicht ausreichend vorbereitet und die Zuhörer langweilen sich, weil der Informationsfluss zu langsam ist.
Die Pausen mit “Ähm”s zu füllen, macht das auch nicht besser.
5. Sprechen Sie kurze, einfache Sätze! Wo es geht, komplexe Verschachtelungen vermeiden.
6. SPRECHEN SIE NICHT SO, WIE SIE SCHREIBEN!!!!!
Gerade Wissenschaftler haben sich eine komplexe Grammatik angeeignet, der meist schon beim Lesen schwer zu folgen ist. Wird sie gesprochen, verlieren nicht nur die Zuhörer den Roten Faden, sondern oft auch der Redner selbst.
7. Erzählen Sie keine Märchen!
Bitte betonen Sie normal und verwenden keine “leiernde” Satzmelodie.
Eine Vortragende stach dabei besonders hervor: Ihre Satzmelodie war so unnatürlich, dass ich persönlich mich überhaupt nicht mehr auf den Inhalt konzentrieren konnte, weil ich mich so daran anstieß. Durch dieses leiern wirkte sie auf mich gelangweilt. Als sie dann allerdings auf Fragen antwortete, konnte sie normal betonen.

Auch Wissenschaftler unter sich sollten nicht meinen, besonders hochgestochen Sprechen zu müssen. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass einige Redner Angst vor ihren zuhörenden Kollegen hatten. Sie erschienen mir wie ein Kaninchen in der Höhle des Löwen. Sie wirkten steif, verkrampft. Wohl aus Angst von ihren Kollegen nicht anerkannt zu werden?
Ist eine solche Tagung nicht eigentlich dazu da verschiedenstes Wissen zusammen zu führen, um vielleicht neue Denkanstöße für die eigene wissenschaftliche Arbeit zu bekommen? Sollten sich nicht konstruktive Gespräche ergeben, die vielleicht zu gemeinsamen Arbeiten verleiten? Bei manchen Rednern und Fragenden verstand ich in ihren Aussagen und Anmerkungen meist: “Ist ja nett, was du erzählt hast, aber ich weiß das sowie so viel besser!”
Ok, das mag sein, aber dann musst du es auch besser vermitteln können!
Denn bei einem Vortrag erzählt man nicht sich selbst Dinge, man soll Informationen an die Zuhörer vermitteln, egal ob diese vom selben Fach sind oder nicht. Und das funktioniert meist nur mit einem einfachen, deutlichen Vortragsstil.
Also:
Sagen Sie das, was Sie meinen und zwar bitte möglichst einfach!

Antiquitäten wieder “schön” machen 2

Für einen Bekannten habe ich gerade eine Kommode “wieder schön” gemacht.
Aus meiner Sicht ist sie schon schön geworden. Wobei dies natürlich subjektiv ist und die Veränderungen ethisch nicht konstant einwandfrei vertretbar sind.
Einige Veränderungen waren dabei aber durchaus aus restaurierungsethischer Sicht vertretbar: Die Kommode hatte z.B. keine Füße mehr, sie hatte Griffe, die stilistisch überhaupt nicht passten, ihre riesigen Risse waren schrecklich gekittet (weit über den eigentlichen Riss hinaus verschmiert) und sie hatte kaum noch einen Überzug.
Gut, wenn man die Ethik ganz genau nimmt, hätte ich die fehlenden Füße, passende Schlüsselbleche und Griffe nicht einfach so ergänzen können. Denn ich hatte kaum bis keine Anhaltspunkte, wie diese Teile gestaltet waren. Dafür hätte ich mehr Vergleichsobjekte finden müssen.
Auch den noch gering vorhandenen Lack hätte ich genau auf seine Bestandteile untersuchen müssen, um zu sagen, was früher drauf war. Denn eigentlich müsste man die gleiche Politur wieder verwenden.
Aber mal ehrlich: Welcher Privatkunde bezahlt das alles?
Selbst Museen betreiben nicht solchen Aufwand – außer bei überaus bedeutenden Stücken.

Das heißt nun aber nicht, dass ich die Ethik überzogen finde! Im Gegenteil. Ich bin der Meinung, dass unser Beruf eine so strenge Ethik braucht – von der man dann Kompromisse ableiten kann. Aber wenn man keine solche Ethik hat, kann man logischerweise auch keine Abstriche machen und dann macht ja jeder, was er will. Dann geschehen nämlich solche Dinge, die im Antiquitätenhandel vorgehen: Bemalte Bauernschränke werden abgebeizt oder die Möbel anderweitig umgearbeitet. Nur weil das gerade als “schön” empfunden wird? Weil es sich leichter verkaufen lässt? Mehr Geld damit machen lässt?
Und wo bleibt da der Respekt vor unseren Vorfahren? Solche Möbel waren einmal überaus kostspielig und wurden sehr geschätzt, über Generationen weitervererbt.
Außerdem gibt es heute andere Mittel und Wege, solche Möbel dem Zeitgeschmack anzupassen ohne Zeugnisse von früher unwiederbringlich zu vernichten. So kann man die Oberflächen neu streichen. Verwendet man dafür ein Farbsystem, dass sich mit dem alten nicht verbindet und/oder bringt eine Trennschicht ein, kann man bei Bedarf die alte Fassung (theoretisch) wieder freilegen.

Bevor wir also unsere alten Möbel “schön” machen wollen, sollten wir einen Moment darüber nachdenken, besonders über die weitreichenden Auswirkungen.

Antiquitäten wieder “schön” machen

Im Studium wird die aktuelle Restaurierungsethik gelehrt. Sie besagt im Groben, dass restauratorische Eingriffe zurückhaltend und nur auf das Nötigste beschränkt werden sollten. Ergänzungen sind gerechtfertigt, wenn sie nötig sind, um das Objekt konstruktiv oder in seiner Aussagekraft zu erhalten, zu konservieren.
Doch das ist eine museale Ansicht.
Welcher private Antiquitätenbesitzer bezahlt für eine Restaurierung, wenn er am Ende ein unvollständiges Möbel oder Bild oder dergleichen wiederbekommt?
Ich selbst habe auch wenige Antiquitäten und auch ich möchte diese in meinen heimischen vier Wänden benutzen können. Dabei sollen sie natürlich auch “ordentlich” aussehen. Allerdings bin ich so geschult, dass ich auch kleine Fehlstellen, Flecken oder ander optische Beenträchtigen akzeptiere. Ich stelle meine optischen und praktischen Ansprüche gegenüber konservatorischer Belange zurück.
Doch bei Privatpersonen kann man dieses Verständnis nicht voraussetzen. Häufig wünschen sie, dass ihre Möbel wieder “wie neu” aussehen sollen – oder gar in ihre übrige Raumgestaltung eingepasst werden sollen.
Wenn der sogenannte Laie wüsste, wie das alte Möbel aussah, als es wirklich neu war…. Dann würde er es nicht fordern. Denn eigentlich mag er doch nur die schöne gealterte Oberfläche.
Was ist dann aber mit “wie neu”, “wieder schön”, “aufhübschen” oder “erstrahlt in altem Glanz” gemeint? Und sind diese Begriffe nicht sowie so rein subjektiv?
Für uns Konservatoren/Restauratoren ist das ein ständiger Konflikt – wenn wir nicht gerade in einem Museum arbeiten. In meiner bisherigen Praxiserfahrung musste ich bisher glücklicherweise kaum Verantwortung dafür übernehmen, was ich restauratorisch dürchführe und was nicht. Doch ich habe mich trotzdem immer gefragt, was man vertreten kann und was nicht.
Und ich frage es mich immer noch ständig – denn so etwas kann man im Studium nicht lernen.

Episode 3: Temperatur

In dieser Episode des Ratgebers für Antiquitätenbesitzer und Andere geht es um den Einfluss der Temperatur auf antike Möbel.
Es werden die Zusammenhänge von Temperatur und Abbauprozessen dargestellt. Dazu werden Schadensbilder erklärt, die auf einen Hitzeschaden hindeuten. Vorbeugende Schutzmaßnahmen, um solche Schäden zu vermeiden, werden abschließend vorgeschlagen.

 

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Literatur:
Hildbert, Günter: Sammlungsgut in Sicherheit, Berlin 2002
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hg.): Vorsorge, Pflege, Wartung. Empfehlungen zur Instandhaltung von Baudenkmälern und ihrer Ausstattung. München 2002 (Denkmalpflege Informationen Ausgabe A88).

Mein Studienobjekt: Chinesischer Salon

Während des Bachelor-Studiums habe ich dieses Architekturmodell eines chinesischen Salons untersucht.
Auch wenn nichts Genaues zum Urheber, Entstehungsanlass und -zeit bekannt ist, ist es doch ein besonders interessantes Stück. Das liegt vorrangig an seinem Materialmix aus Holz, Papier, Pappe, Textil, Fassung und Metall.
Von Außen ist es unscheinbar: äußerst schlicht gearbeitet, monochrom rosa gefasst. Ursprünglich verbarg das schlichte, geschlossene Äußere den Einblick – wie ein Schuhkarton.
Das Innere ist dafür aber umso komplexer und detailierter gestaltet: der Raum war ursprünglich sehr aufwändig plastisch gegliedert. Die Wandgestaltung greift diese Gliederung wieder auf.
Das verwendete Papier ist komplett von Hand bemalt! Durch die große Oberfläche ist das äußerst beeindruckend.
Umso trauriger ist es, dass dieses Modell nur noch äußerst fragmentarisch erhalten ist.
Nach der rein konservatorischen Reinigung und Festigung sowie der Anfertigung einer Lagerungs- und Transportverpackung, ist die vorhandene Substanz gesichert.
Im Master-Studium werde ich versuchen, weitere Untersuchungen durchzuführen, um vielleicht näheres zur Entstehungszeit und dergleichen sagen zu können. Und wenn die Eigentümer dies wünschen, werde ich wahrscheinlich auch eine Ergänzung der Säulen und Balustraden durchführen.
Innenraum, Modell eines chinesichen Salons