Kleiner Rahmen. Große Freude – während und nach der Restaurierung

Vor einiger Zeit habe ich in einem Trödelladen einen kleinen (16,2 x 10,9 x 1,3 cm), alten (vermutlich um 1900) Fotorahmen erworben, den man aufstellen und aufhängen kann. Er ist aus hölzernen Halbrundstäben hochrechteckig mit abgeschrägten Ecken konstruiert und mit Holz- und Steinmarmorierung gestaltet. Rückwand aus Pappe und Papier sowie das Glas sind original.

Er war in sich so verwunden, dass das originale Glas nicht mehr passte und die Rückseite nicht mehr zu verschließen war. Er war also so erst einmal nicht nutzbar. Aber mit ein klein bisschen Zuwendung wurde aus ihm bald eines meiner Lieblingsstücke.

Zunächst habe ich das Glas entnommen und mit Alkohol von Schellackrückständen gereinigt.

Anschließend habe ich die Papprückwand vom Holzrahmen getrennt. Sie ist ausschließlich im oberen Bereich mit kleinen Stiften am Rahmen befestigt. Mit Methocel A4C, 5 %ig in destilliertem Wasser habe ich das vordere Schmuckpapier großflächig, das rückseitige schwarze Papier partiell und aufgefächerte Pappstellen gefestigt. Zum Beschweren habe ich teilweise leichte Bücher und Wäscheklammern genutzt.

Am filigranen Holzrahmen habe ich dann die nötigen Eckverbindungen gelöst, um ihn später wieder gerade zusammensetzen zu können. Dafür konnten die alten Leimfugen mit destilliertem Wasser einfach angequollen werden. Zahlreiche kleine Nägelchen, die im laufe der Zeit zur Stabilisierung der Ecken eingetrieben wurden, habe ich vorsichtig entfernt. Der Rahmen muss bereits mindestens einmal zerbrochen gewesen sein, denn eine Fuge war mit einem synthetischen Leim verklebt. Ein kleines Eckelement scheint später ersetzt worden zu sein, denn es passt nicht korrekt und bedingt dadurch maßgeblich die verwundene Form.

Nach der Reinigung und ausgiebigen Trocknung der Hölzer habe ich die Einzelteile Stück für Stück passgenau mit 20%igem Hautleim in dest. Wasser unter leichtem Druck zusammengefügt. Bei der letzten Verleimung entstanden schmale Fugen, die mit einer Kittmasse aus 20%igem Hautleim und Bologneser Kreide gefüllt wurden.

Kittungen und störende Fassungsfehlstellen habe ich mit Aquarellfarben (van Dycke Braun) retuschiert und mit einer partiellen Schellackschicht versiegelt.

Abschließend konnte ich dann die Rückwand mit den originalen Stiften wieder am Rahmen befestigen und die Glasscheibe einlegen. Nun bietet der Rahmen wieder einen würdigen Schutz für eines meiner wertvollen Fotos. Man sieht ihm sein Alter an und kann die Phantasie spielen lassen: Wo hat der Rahmen wohl schon gestanden oder gehangen? Welche Bilder hat er wohl schon präsentiert? …

Restaurator bei der Maus

In der Sendung mit der Maus vom 9.9.2018 wurde die Arbeit eines Gemälderestaurators vorgestellt.

Juhu: unser Beruf schafft es erneut in öffentliche Medien!

Und für Kinder mag die vereinfachte Darstellung ausreichen.

In meinem Studium hatte ich aber den Eindruck, dass meine Kolleginnen aus der Gemälderestaurierung doch mittlerweile etwas anders und deutlich filigraner arbeiten …

Da fällt mir ein: was macht eigentlich der TV-Aufreger kaputt und zugenäht?

Auf jeden Fall müssen wir Restauratoren am Ball bleiben, das Bild unseres Berufs in der Öffentlichkeit zu korrigieren.

Und ich finde, der europäische Tag der Restaurierung am 14.10.2018 ist dafür wunderbar geeignet!

Geheimtipp: nur bis Freitag in Hildesheim Restaurierung eines fast verlorenen Chorgestühls aus Rumänien zu sehen

Nur noch bis Freitag kann man in Hildesheim, auf dem Campus der HAWK (Renatastraße) im Haus E eine Ausstellung über die acht Jahre dauernde Restaurierung eines einmaligen historischen Kulturguts sehen. Der Eintritt ist frei.

Ein sechssitziges und ein dreisitziges Chorgestühl wurden 1537 vom Meister Johannes Reychmut aus Schäßburg für die Wehrkirche in Tobsdorf in Siebenbürgen, Rumänien angefertigt. Das Dorf scheint damals recht wohlhabend gewesen zu sein. Das Gestühl leistete viele Jahrhunderte treue Dienste und wurde gehegt und gepflegt. Als Ende des 20. Jh. ein Großteil der Siebenbürger Sachsen weggingen, geriet die Kirche mit ihrer Ausstattung in Vergessenheit und verfiel zusehends.

2010 wurden Studierende der HAWK während der jährlichen Studienaufenthalte in Siebenbürgen auf die Chorgestühle in Form von Bretterhaufen in einem Lager in Mediasch aufmerksam.

Damit begannen sieben Jahrgänge von Studierenden mit üblichen und innovativen Methoden der Erhaltung und Wiederherstellung dieses Kulturgutes.

In der Ausstellung mit zugehöriger Publikation werden all diese Schritte in jugendlich leichter und anschaulicher Weise beschrieben. Nach Freitag wird die Ausstellung abgebaut und reist gemeinsam mit den Chorgestühlen nach Siebenbürgen zurück.

Kulturgut im TV

Vor einiger Zeit entbrannte unter den Restauratoren eine kritische Diskussion um ein neues Sendeformat des ZDF: “kaputt und zugenäht” (auch ich berichtete hier). Manche Stimmen forderten sogar deswegen den Ausschluss der beteiligten Restauratorin Julia Pfeiffer aus dem VDR.

Dies ist zum Glück nicht eingetreten! Sondern aufgrund der Wortmeldung des VDR wurde das Sendeformat etwas angepasst: Es sind nun pro Folge unterschiedliche Kunsthistoriker mit einer Expertise und unterschiedliche Kunsthandwerker mit der Reparatur beteiligt. Es wird kein Geld mehr überreicht und es wird nicht mehr übertrieben um Kohle geschachert. Positiv aufgefallen ist mir, dass stets von “Restaurierung” gesprochen wird und der “Allrounder” Antoine nicht mehr dabei ist. Dafür ist nun der in Großbritannien ausgebildete Restaurator Patrick Urs Krüger an Julia Pfeiffers Seite.

Natürlich ist das Format noch immer sehr rührig, emotional und dem finanziellen Aspekt zugetan, doch es wird die Arbeit und die Ethik von Restauratoren in winzigen Häppchen recht gut vermittelt. So denke ich, kann auch der völlig unbedarfte Zuschauer mit der Zeit mehr Verständnis für unseren Beruf entwickeln.

Warum aber entbrennt denn nicht auch solche Diskussion um Sendeformate wie “Bares für Rares” oder “clever abgestaubt“? Hier geht es ausschließlich um Geld. Bei ersterem wird noch viel mehr über das jeweilige Objekt und dessen Geschichte berichtet als bei der verwirrenden Quizshow mit Antiquitäten. Bei der Quizshow werden unterschiedlichste Antiquitäten mit einander verglichen. Hinter den Objekten – über die man am Anfang nichts weiß – verstecken sich verschiedene Werte und sogar eine Niete! In mehreren Runden fliegen die Teams raus, die “zu wenig” Wert gesammelt haben. Damit werden meiner Meinung nach alte, geschichtsträchtige Objekte auf einen subjektiven finanziellen Wert reduziert. Es wird suggeriert, dass “weniger wertvolle” Objekte schlecht sind.

Ich wünsche mir ein Sendeformat, welches auf positive Weise vermittelt, dass jedes alte Objekt mit all seinen evtl. Schadstellen oder Abnutzungsspuren einzigartig und individuell ist. Für jedes Objekt gibt es einen Liebhaber, dem es etwas bedeutet und der es wertschätzt, genauso wie es ist.

Closer to van Eyck

Im gleichnamigen Webportal können Sie tatsächlich auf Tuchfühlung mit Jan van Eyck gehen – dem wohl bedeutendsten Maler des Spätmittelalters.

Zwei Schwerpunkte werden auf den Ghenter Altar und weitere Werke des Künstlers gelegt.

In hochauflösenden Bildern kann man nicht nur den Ghenter Altar vor, während und nach der Restaurierung betrachten, sondern auch dank Infrarotaufnahmen, IR-Reflektografien und Röntgenbilder in sein und anderer Werke Inneres blicken.

Ergänzt durch Berichte zu Untersuchungen und Konservierungsmaßnahmen erhält jeder Interessierte tiefgreifende Einblicke in die Arbeit des Künstlers damals und der Restauratoren und Wissenschaftler heute.

Leider scheint die Seite nicht optimal für die Nutzung auf Tablet und Smartphone angepasst zu sein, da manche Touch-Features nicht funktionieren. Außerdem ist die Bedienung oft nicht flüssig, was an den großen Datenmengen der wirklich tollen Fotos und Filme liegen mag.

Besonders witziges Detail ist die Kartenübersicht der verschiedenen Werke van Eycks: in Deutschland ist Frankfurt Richtung Koblenz und Berlin Richtung Waren an der Müritz gerutscht. Wenigstens Dresden haben die Macher der Webseite getroffen.

Insgesamt ist dieser Internetauftritt aber eine gelungene Initiative, den Beruf des Restaurators bekannt zu machen und die Faszination der Kulturguterhaltung in die Welt zu vermitteln.

Der Wert der Restaurierung?

Seit einiger Zeit denke ich wirklich sehr intensiv über meinen ergriffenen Beruf nach. Und mein Urteil fällt leider nicht ganz so positiv aus. Ohne Frage liebe ich die Beschäftigung mit historischem Kulturgut, aber es scheint eine brotlose Kunst zu sein.

Festigung historischer Inventar-Etiketten an Stuhlzargen

Nach einem Jahr Vorpraktikum habe ich fünf Jahre studiert (B.A. und M.A.) und nach etwas mehr als einem Jahr Arbeitssuche dann zwei Jahre Volontariat absolviert, bis ich mich endlich sicher genug gefühlt habe, um richtig in dem Beruf zu arbeiten. Somit habe ich insgesamt acht Jahre damit verbracht, diesen Beruf zu erlernen. Wer vorher noch eine handwerkliche Ausbildung gemacht hat (z. B. zum Tischler), der wäre dann gut elf Jahre dabei.

Und nach so langer Zeit sind wir dann doch ziemlich umfassend und gut ausgebildet! Neben handwerklichen Fähigkeiten wissen wir einiges über Geschichte der Kunst, der Gesellschaft, von Konstruktionen und Materialien. Wir haben chemisches und physikalisches Verständnis unserer historischen und modernen Arbeitsmaterialien und ihrer Reaktionen. Wir können fotografisch, zeichnerisch und verbal komplexe Zusammenhänge dokumentieren. Mit einem feinen Auge erkennen wir kleinste Unterschiede, um Veränderungen zu bemerken und Ergänzungen harmonisch einzupassen. Wir arbeiten sehr analytisch, logisch und nach hohen ethischen Ansprüchen. Wir haben ein sehr hohes soziales Empfinden bei unserer Tätigkeit.

Und dann gibt es kaum Stellen – besonders für Möbelrestauratoren. Die meisten müssen sich selbständig machen. Das ist ja auch nicht jedermanns Ding. Hat man eine Stelle im öffentlichen Dienst, bekommt man meist nur E9, auch wenn man Vergaben durchführt und Projekte managet. Oft ist so eine Stelle aber nur befristet – für einige Monate oder wenige Jahre. Mal in der einen Stadt, dann wieder im nächsten Bundesland oder gar ins Ausland. Hat man dann noch dummerweise einen sachgrundlos befristeten Job angenommen, ist man bei dem Arbeitgeber für drei Jahre gesperrt. Man muss permanent Bewerbungen schreiben, stets netzwerken oder höchst flexibel sein, um eine Folgeanstellung zu bekommen. Partner und Eigenheim oder gar Kinder sind schwierig in dieses Lebensmodell zu integrieren.

Und dann muss man sich Aussprüche anhören wie: “Ach, das kann man studieren?” oder “Und in welchem Restaurant arbeitet man dann so?” oder “Oh, wie toll! Ich hab auch schon mal einen alten Tisch abgebeizt/abgeschliffen und neu lackiert!” oder “Toll, ich hab hier eine Kommode; wie viel ist die denn wert?” oder “Ja, ich mag solchen Shabby Chic!” Werde ich als Möbelrestauratorin etwas über die Restaurierung eines Buches oder Porzellanvasen gefragt, bin ich schon überglücklich.

Tja, da haben die Restauratoren wohl völlig den Draht zur Öffentlichkeit verloren – oder anders herum. Und wieso? Weil wir gern im stillen Kämmerlein arbeiten – freiwillig oder auch zwangsläufig. Dabei sind Museumsbesucher überaus an unserer Arbeit interessiert! Für mehr Führungen oder Öffentlichkeitsarbeit durch uns reicht unsere Wochenarbeitszeit aber wieder nicht aus, da wir ja meist noch so viel anderes zu erledigen haben, weil wir oft zu wenig angestellte Restauratoren sind.  Ein Teufelskreis …

Eine Kollegin ist schon dazu übergegangen, zu behaupten sie sei Fleischereifachverkäuferin, weil sie müde geworden ist, immer wieder den Beruf und die ethischen Grundsätze zu erklären. Und auch mich nervt es so langsam, wenn mir Antiquitätenhändler, die alte Möbel auf nassem Rasen in der prallen Sonne ausstellen, mir erzählen, ich soll doch einen zweitägigen Restaurierkurs bei ihnen belegen, dann würde man viele Aufträge bekommen …

Restauratoren in Deutschland, jung und alt: Schließt euch zusammen und unterstützt den Berfsverband! Und VDR: Setz den Berufstitelschutz durch und finde Wege der besseren Öffentlichkeitsarbeit! Über einen Verbandsausschluss der Restauratorin in der umstrittenen Sendung “Kaputt und zugenäht” zu diskutieren finde ich da kontraproduktiv! Ihr Einsatz sollte eher belohnt und besser unterstützt werden. Wir brauchen charismatische Gesichter, die endlich ein richtiges öffentliches Verständnis für unseren Wert an der Gesellschaft schaffen!

Zwei Hanno Hockey-Automaten im Vergleich

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Automat “36”

Mittlerweile habe ich ja zwei gleiche Hanno Hockey-Automaten der 1930er Jahre restauriert. Doch bei genauer Untersuchung sind dann doch etliche kleine Unterschiede zutage getreten, die darauf hindeuten, dass die damalige Serienproduktion modifiziert worden sein muss.

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Automat “79”

Mein erster Automat trug mehrfach die Schlagmarke “36”, der zweite die “79”, weshalb ich vermute, dass “36” der ältere ist. Da allerdings nicht bekannt ist, wie viele Automaten pro Jahr gefertigt wurden, kann man nicht sagen, wie groß der zeitliche Abstand zwischen den beiden Automaten wirklich ist. Nimmt man einen Automaten pro Woche an (was vermutlich recht wenig ist), währe der Altersunterschied zwischen “36” und “79” weniger als ein Jahr.

Zunächst fiel mir auf, dass “36” sehr viele Bleistiftsignaturen im Korpus hat. Mehrfach taucht “1919” um den Kasseneinsatz auf. Die Unterseite des Spielfeldeinsatzes ziert eine Bleistiftmarkierung, die “vorn” anzeigt, zwei Signaturen, die wie ein 3-094geschwungenes “Fb” oder “2+” aussehen, sowie eine “3”, eine “26” und eine “36”. Die beiliegenden Beine hatten allesamt eine “1488” mit Tinte eingestempelt, was mich
vermuten lässt, dass sie von einem Zulieferer stammen, der Möbelbeine in verschiedener Ausführung anbot und die entsprechende Produktnummer hier angebracht hat. Automat “79” hingegen trägt lediglich an drei Stellen des Korpus seine Schlagmarke.

Am Gehäuseäußeren fällt auf, dass die Metallplakette der Münzeinwurfs sowie die Stellfüße von “36” Reste einer grünlichen Beschichtung tragen, bei “79” habe ich keine entsprechenden Spuren gefunden. Ist das eine ursprüngliche Variation oder eine spätere Veränderung?

Der Knauf des Kugelhebers ist bei “36” aus Metall (Zinklegierung?) mit einem Gummipuffer konstruiert, bei “79” hingegen aus Kunststoff ohne Pufferring. Spuren für eine Reparatur von “79” konnte ich nicht finden, also scheint dies eine Modifizierung – vielleicht aus Rohstoffmangel? – zu sein.

“36” trägt noch ein schlichtes Möbel-Einlassschloss, “79” eines, das wir heute eher als Briefkastenschloss bezeichnen. Dadurch bedingt variieren auch die Holzkonstruktionen der Frontblende vom Kasseneinsatz. Sind die Querfriese von “36” in die Höhenfriese durchgezapft, sind sie bei “79” nur eingezapft. Warum bei “36” dann auch noch die obere und rechte Kante dieser Holzfront furniert ist, erschließt sich mir nicht. Der Boden des gesamten Kasseneinsatzes ist ebenfalls unterschiedlich: bei “36” aus einer Hartfaserplatte, bei “79” aus Sperrholz. Der Kassenbehälter von “36” scheint ockerfarben beschichtet zu sein, der von “79” ist aus blankem Zink. In der Korpusöffnung für den Kasseneinsatz befindet sich bei “36” rechts noch ein Stoppklotz, der bei “79” offenbar eingespart wurde, da genügend andere Konstruktionsteile verhindern, dass der Einsatz zu weit ins Innere geschoben werden kann.

Der Spielfeldboden ist bei “36” von unten mit 12 Schrauben an den Banden befestigt, bei “79” hingegen mit 16; der komplette Spielfeldeinsatz aber bei “36” mit 10, bei “79” nur mit 8 Schrauben von oben in den Korpus geschraubt. “36” zeigt hier im Innern an den Längsseiten mittig noch Auflageklötze, die bei “79” eingespart wurden. Bei “79” gibt es zwar ebenfalls Schrauben, die an den Längsseiten mittig eingedreht wurden, doch sind diese weit kleiner und fixieren lediglich die mittlere Kunststoffscheibe. Denn hier sind die drei aufgelegten Kunststoffscheiben nicht mit den verchromten Eisenleisten vernietet, wie bei “36”.

detail-reichpfennigUnd der netteste Unterschied zum Schluss: In “79” wurde der innere Gummipuffer der Hebemechanik mit einem gestutzten Reichspfennig als Unterlegscheibe abgeschraubt. Der Gummipuffer von “36” ist da hingegen ganz konservativ.

So wie in diesem ganz speziellen Fall von Hanno Hockey-Automaten ist allgemein über die Produktion historischer Münzautomaten bisher nicht viel bekannt. Ich empfinde dies aber als unglaublich wichtiges Desiderat in der Erforschung von technischem Kulturgut.

Restaurierung eines Hanno-Hockey-Automaten

Wieder hatte ich kürzlich die Gelegenheit einen Hanno-Hockey-Automaten zu restaurieren.

Im Vergleich zu dem letzten von mir restaurierten Automat war dieser in deutlich schlechterem Zustand.IMG_5105

Die gesamte Verschmutzung war weit stärker ausgeprägt, alle Metallteile erheblich korrodiert, die Glasplatte gesprungen, Kunststoffe teilweise so sehr versprödet, dass sie nicht mehr zu halten waren. Bis auf die Beine war der Automat aber vollständig: Alle zehn Spielkugeln, der Kassenbehälter und die Gehäuseschlüssel waren vorhanden. Zusätzlich fanden sich im Korpus sogar noch fünf Pfennig und vier Spiralen, welche die Spielfiguren mit dem jeweiligen Drehknauf verbinden.

IMG_5141Die Spielfiguren waren so stark korrodiert, dass kaum noch ursprüngliche Fassung
gehalten werden konnte. Da auch dieser Automat durchaus für den Privatgebrauch bespielbar sein sollte, wurden die beiden Figuren nach der Konservierung nach Befund neu gefasst. Auch die Kunststofffolie des Spielfeldgrunds wurde komplett durch eine handelsübliche Selbstklebefpolie ersetzt. Die drei Kunststoffplatten zur Abdeckung des Spielfelds mussten entsorgt werden. Die Weichmacher waren ausgetreten und die Substanz chemisch soweit abgebaut, dass sie komplett vergilbt und versprödet war. Durch diesen Zerfallsprozess wurden auch die vier Papieretiketten der Spielfeldzwickel soweit geschädigt, dass die ehemalige silberfarbene Oberfläche überwiegend zerstört ist. In den Bereichen, wo die Kunststoffscheiben auflagen, sind die Etiketten irreversibel verbräunt. Die Zukunft wird zeigen, wie stark das Papier tatsächlich durch etwaige Säuren geschädigt ist.

Für mich sehr interessant war die Erfahrung über das besondere Korrosionsverhalten verchromter Eisenteile. Die beiden Bandeisen, die quer über dem Spielfeld zur Unterstützung der Kunststoffplatten liegen, zeigten sich beim Zerlegen des Automaten nahezu komplett korrodiert. Die Oberfläche wurde teilweise mit einer fast 2 mm starken Rostschicht überzogen. Bei Freilegungsversuchen stellte ich aber fest, dass ein Großteil der Chromoberfläche darunter erhalten geblieben ist. Also konnte ich diese Teile behutsam freilegen, um die ursprüngliche Oberfläche wieder überwiegend erfahrbar zu machen.

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Die Metallkonservierung nahm den Großteil der aufgebrachten Arbeitszeit in Anspruch. Ansonsten war aber viel durch trockene und partiell feuchte Reinigung zur Verbesserung des Zustands beizutragen. Furniere mussten gefestigt werden, kleine Ausbrüche gekittet und retuschiert. Die Glasscheibe konnte geklebt werden. Neben den oben beschriebenen Erneuerungen, mussten auch einige Schrauben ersetzt werden. Auch der abgängige CN-Lack der Gehäuseoberfläche wurde – abweichend vom Befund – durch Schellack ersetzt.

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Der Funktionstest zeigte einige Stellen, an denen die Spielmechanik nachjustiert werden musste. Durch einen kleinen Holzklotz wurde der Automat reversibel auf Freispiele eingestellt und brachte den neuen Besitzern bereits viel Freude.

Und mir bei Testspielen natürlich auch! Es ist ein besonderes Erlebnis, die charakteristischen Geräusche und die Lautstärke wahrzunehmen. Man ist es kaum noch gewöhnt, bei der Bedienung eines Automaten Kraft aufzuwenden, die dabei aber doch noch gefühlvoll sein muss.

Restaurierung einer Lampe

Vor einiger Zeit bekam ich von einer lieben Nachbarin eine ca. 70cm große Stehlampe geschenk, die vermutlich aus den 1920er oder 1930er Jahren stammt.
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Am Holzfuß habe ich lediglich eine Zierleiste durch Verleimung mit Hautleim wieder befestigt, einen kleinen fehlenden Bereich in Balsa ergänzt und mehrere Risse in Furnier und Unterkonstruktion mit Resto-Kitt verkittet und retuschiert. Nach einer Trockenreinigung und partieller, wässriger Feuchtreinigung konnte ich die stumpfe Oberflächenerscheinung mit etlichen Feuchteflecken durch Überpolieren mit einer dünnen Schellacklösung beheben. So hat das Holz wieder mehr Tiefenlicht erhalten.
Der Schirm aus Pergament war an manchen Stellen durchstoßen. Diese Stellen habe ich von innen mit Japanpapier und Gelatine verklebt. Die Hutmutter zur oberen Fixierung des Schirmes fehlte und wurde von mir durch eine heute handelsübliche, messingfarbene ersetzt.
Das aufwendigste war der Tausch der Stromkabel. Diese schienen in der Vergangenheit schon mehrfach erneuert oder repariert worden zu sein, wiesen aber Brüche und Abisolierungen auf. Die beiden Keramikfassungen und Kontakte waren noch sehr gut erhalten, bedurften nur einer leichten Reinigung und nehmen nun wieder moderne Leuchtmittel auf. Auch der vorhandene Schuko-Stecker aus altem Kunststoff wurde gereinigt und wieder angebracht. Beim Kabel von der Lampe zur Steckdose war mir eine Textilummantelung wichtig.

Lampe_fertig

Über das warme Licht und die dadurch erzeugten Glanzpunkte freue ich mich sehr. Die Lampe verbreitet nun eine sehr inspirierende Atmosphäre in meinem Arbeitszimmer. Zur Pflege genügt wöchentliches Abstauben.

Restaurierung des Hanno-Hockey 3

Durch das Aufprallen der Spielkugeln auf den Banden waren hier vielfach die obersten Holzfasern mit Fassung gelöst und standen ab. Sie wurden mit Hautleim gefestigt.
Nachdem alle Bauteile des Automaten konserviert waren, konnten sie wieder zusammengesetzt werden.
Dabei stellte sich heraus, dass die rote Spielfigur nach der Befestigung nicht mehr einwandfrei gedreht werden konnte, da der Hockeyschläger nicht über das leicht verformte Spielfeld gleiten konnte.
Ein kleiner Kunststoffring aus der Computertechnik schaffte Abhilfe. Er wurde auf den Dorn aufgelegt und hob so die Spielfigur an. Somit kann sie wieder mit ausreichend Abstand über das Spielfeld gleiten.

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Da der Automat nicht mehr gewerblich bespielt werden soll, wurden die erheblich vergilbten, dünnen Kunststoffplatten über dem Spielfeld entnommen (und aufbewahrt), um die Einsicht zu verbessern. Diese Platten hatten ursprünglich den Zweck, die gläserne Deckplatte vor Schäden durch die stählernen Spielkugeln zu schützen. Bei Bedarf können im Nachhinein moderne Plexiglasplatten eingepasst werden.
Da die linke Nut minimal erweitert wurde, lässt sich die abdeckende, ursprüngliche Glasplatte leichter einschieben.
Leider erschien die Festigung des fragmentarischen ursprünglichen Lacks (wohl Cellulosenitrat) auf den Holzoberflächen nicht wirtschaftlich. Folglich wurden alle Oberflächen mit Schellack eingelassen.

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Die abschließende Funktionskontrolle zeigte, dass die gesamte Mechanik einwandfrei funktionierte – wenn man die Pfennigstücke mit dem richtigen Schwung einwirft. Dies war primär dem guten, vollständigen Erhaltungszustand zu verdanken. Lediglich Reinigung, Schmierung und kleinere Justierungen waren nötig.