Kleiner Rahmen. Große Freude – während und nach der Restaurierung

Vor einiger Zeit habe ich in einem Trödelladen einen kleinen (16,2 x 10,9 x 1,3 cm), alten (vermutlich um 1900) Fotorahmen erworben, den man aufstellen und aufhängen kann. Er ist aus hölzernen Halbrundstäben hochrechteckig mit abgeschrägten Ecken konstruiert und mit Holz- und Steinmarmorierung gestaltet. Rückwand aus Pappe und Papier sowie das Glas sind original.

Er war in sich so verwunden, dass das originale Glas nicht mehr passte und die Rückseite nicht mehr zu verschließen war. Er war also so erst einmal nicht nutzbar. Aber mit ein klein bisschen Zuwendung wurde aus ihm bald eines meiner Lieblingsstücke.

Zunächst habe ich das Glas entnommen und mit Alkohol von Schellackrückständen gereinigt.

Anschließend habe ich die Papprückwand vom Holzrahmen getrennt. Sie ist ausschließlich im oberen Bereich mit kleinen Stiften am Rahmen befestigt. Mit Methocel A4C, 5 %ig in destilliertem Wasser habe ich das vordere Schmuckpapier großflächig, das rückseitige schwarze Papier partiell und aufgefächerte Pappstellen gefestigt. Zum Beschweren habe ich teilweise leichte Bücher und Wäscheklammern genutzt.

Am filigranen Holzrahmen habe ich dann die nötigen Eckverbindungen gelöst, um ihn später wieder gerade zusammensetzen zu können. Dafür konnten die alten Leimfugen mit destilliertem Wasser einfach angequollen werden. Zahlreiche kleine Nägelchen, die im laufe der Zeit zur Stabilisierung der Ecken eingetrieben wurden, habe ich vorsichtig entfernt. Der Rahmen muss bereits mindestens einmal zerbrochen gewesen sein, denn eine Fuge war mit einem synthetischen Leim verklebt. Ein kleines Eckelement scheint später ersetzt worden zu sein, denn es passt nicht korrekt und bedingt dadurch maßgeblich die verwundene Form.

Nach der Reinigung und ausgiebigen Trocknung der Hölzer habe ich die Einzelteile Stück für Stück passgenau mit 20%igem Hautleim in dest. Wasser unter leichtem Druck zusammengefügt. Bei der letzten Verleimung entstanden schmale Fugen, die mit einer Kittmasse aus 20%igem Hautleim und Bologneser Kreide gefüllt wurden.

Kittungen und störende Fassungsfehlstellen habe ich mit Aquarellfarben (van Dycke Braun) retuschiert und mit einer partiellen Schellackschicht versiegelt.

Abschließend konnte ich dann die Rückwand mit den originalen Stiften wieder am Rahmen befestigen und die Glasscheibe einlegen. Nun bietet der Rahmen wieder einen würdigen Schutz für eines meiner wertvollen Fotos. Man sieht ihm sein Alter an und kann die Phantasie spielen lassen: Wo hat der Rahmen wohl schon gestanden oder gehangen? Welche Bilder hat er wohl schon präsentiert? …

Ein schwarzes Schaf

Schon viele Jahre hatte ich ein kleines Stück eines sehr interessanten Stoffes in meinem Schrank. Es war ein schwarzes Textil mit lockenförmigem Flor. Als Freunde mir dann mitteilten, dass sie Nachwuchs erwarten, wusste ich, was ich aus dem Textilstück mache: ein schwarzes Schaf!

Da ich kein Schnittmuster für ein Plüschtier hatte, habe ich mir anhand von eigenen Plüschtieren und Fotos im Netz überlegt, welche Stoffteile wie geformt sein müssen, damit sie dann – richtig zusammengenäht – einen erkennbaren Körper ergeben. Da der “Lockenstoff” begrenzt war, hat er die Größe der Figur vorgegeben. Er sollte nur Torso und Kopf bilden. Beine, Arme, Ohren und Gesicht habe ich aus schwarzem Samtkord genäht.

Nächste Herausforderung war dann, bei den vielen Stoffteilen die Übersicht zu behalten und die richtigen Teile in der richtigen Reihenfolge zusammen zu nähen. Nur einmal musste ich eine Naht wieder auftrennen, weil ich ein Stück verkehrt eingefügt hatte.

Beim Nähen der Arme und Beine ist mir bereits bewusst geworden, dass die Einzelteile ruhig hätten etwas größer angelegt werden können. Viele Nähte konnte ich gut mit der Nähmaschine machen, an manchen kniffligen Stellen musste ich aber per Hand nähen.

Zum Schluss habe ich den Po des Schafs offen gelassen, um die Füllwatte noch überall gut Einstopfen zu können. In die Füße habe ich zuerst kleine Säckchen mit Kieselsteinen gegeben und die Beine dann nur locker gestopft, damit sie gut hängen können. Die Ohren sind ungefüllt, Kopf und Torso hingegen sehr fest gestopft. Bevor der Po von Hand zugenäht wird, habe ich noch ein Säckchen mit Kieseln eingelegt, damit der Schwerpunkt des Tieres niedrig ist und es gut sitzen kann.

Und so ist ein kleines schwarzes Schaf (mit geradem Rückgrat) entstanden. Augen, Nase und Mund habe ich aufgestickt, damit keine verschluckbaren Kleinteile vorhanden sind.

Insgesamt habe ich 1,5 Tage, viel Vorstellungskraft, Gehirnschmalz und Fingerfertigkeit dafür gebraucht.

Es gefällt dem Baby wohl sehr gut. Seine Mama berichtete mir, es erzähle dem Schaf permanent Geschichten. Da Kleinkinder wohl zunächst Kontraste besonders gut erkennen, scheint das Schaf voll ins Schwarze getroffen zu haben.

Würfeltablett aus Padouk

Ein Freund – begeisterter Pen and Paper Rollenspieler – wünschte sich ein besonderes Würfeltablett, wie er es bei einem amerikanischen Händler gesehen hat.

Also habe ich ihm aus Padouk, Schichtholz, Rindsleder, Leinölfirnis und Bronzebeschlägen ein Unikat angefertigt – alles in reiner Handarbeit. Bei den klassischen Verbindungstechniken (verdeckte Zinken, Federn, Nuten und Zapfen) musste ich wegen der Zierlichkeit wirklich sehr präzise arbeiten, damit nichts schief wird. Der letzte, besonders nervenaufreibende Akt, war die Eckbeschläge mit winzigen, zu weichen Messingnägeln zu befestigen.

Padouk zu bearbeiten, war für mich Neuland. Insgesamt ist es ein gutes Schnitzholz, an manchen Stellen splitterte es aber. Schneidet man es frisch auf, hat es eine leuchtend rote Farbe, die an der Luft und im Licht zu einem warmen Schokobraun oxidiert. Als ich die Oberflächen zum Abschluss geölt habe, hat die Farbe einen Violettstich erhalten, was auch sehr reizvoll aussieht.

Insgesamt hat die Arbeit viel Spaß gemacht, auch wenn ich mich abends und an den Wochenenden aufraffen musste, daran zu arbeiten. Deshalb musste der Freund ein halbes Jahr darauf warten; hat sich dann aber sehr darüber gefreut.

Neue Kästchen

Zur Weihnachtszeit habe ich wieder zwei Kästchen neu gestaltet und verschenkt.

Aus zwei alten Zigarettenkisten wurde eine Schatulle für Herrenaccessoires (rechts) und eine für allerlei Kostbarkeiten und Erinnerungen (links).

Für ein ordentliches Ergebnis, habe ich zunächst vorsichtig die Schließen und Scharniere sowie etwaige Etiketten entfernt. Dann wurden die Oberflächen gründlich glattgeschliffen.

Die kleinere Kiste wurde dann in mehreren Lagen weiß gefasst, mit zahlreichen Zwischenschliffen und einem gründlichen Endschliff, damit eine absolut ebenmäßige Oberfläche entsteht. Die Falze habe ich in Grün abgesetzt, um einen ansprechenden Übergang zum Inneren zu schaffen, den ich später noch mit grünem Seidensamt ausgeschlagen habe. Die äußeren Verzierungen habe ich in Serviettentechnik aufgebracht und die gesamte, empfindliche Oberfläche seidenmatt lackiert. Nach dem Anbringen der Beschläge war die Arbeit hier abgeschlossen.

Die zweite Schatulle wurde zunächst mit mehreren Weißschichten innen und außen grundiert. In einem dunklen Violett fasste ich dann die Seiten ringsum und den oberen Deckelrahmen. Nach dem Glatten habe ich das weiße Feld auf dem Deckel mit Schmetterlingen in drei Helligkeitsstufen des Violetttons so gestaltet, dass es wirkt, als flögen sie vom Dunkel in die helle Ferne rechts oben. Nach dem Glattschleifen setzte ich im Bild noch ein paar Glitzerakzente. Das Innere wurde mit besonderem Papier mit Goldhighlights ausgeschlagen. Da auch dieses recht empfindlich ist, habe ich abschließend das Äußere und Innere lackiert. Nach dem Anbringen der Scharniere und der Schließe hat es die Beschenkte sehr glücklich gemacht.

Im Vergleich zu den Kästchen mit Perlenmosaik, die ich vor einiger Zeit anfertigte, sind diese hier natürlich deutlich weniger aufwendig. Die Holzsubstanz dieser Kästchen war auch deutlich geringer, so sind Teile ausgebrochen, als ich die Scharniere entfernt habe. Es haben sich auch Teile beim Fassen verzogen, deshalb klemmen beide Schatullen jetzt etwas beim Öffnen und Schließen.

Die Fertigung und das Verschenken haben mir große Freude bereitet. Die neuen Besitzen erfreuen sich nun an ihren handgefertigten Unikaten.

Stammbuch im Prachteinband

Als individuelles und kostbares Weihnachtsgeschenk habe ich für meine Mutter ein Stammbuch selbst gemacht.

Dafür habe ich zunächst am PC das Seitenlayout gestaltet: die persönliche Titelseite und dann eine beliebige Anzahl an Seiten für die Einträge über die Vorfahren. Druckt man dann Duplex zwei Seiten auf ein A3-Blatt, kann man daraus einfach Heftchen falten und hat mit dem A4-Format eine gute Größe zum Füllen der Einträge.

Da ich auf einem Laserdrucker das Papier bedruckt habe, konnte ich problemlos die Seiten in einem Sud aus Zichorie beizen. Nach dem Trocknen und Pressen der Seiten zwischen groben Handtüchern haben diese eine ziemlich überzeugende alte Anmutung. Für die Vorsätze wählte ich gelbliches, handgeschöpftes Hadernpapier aus und band anschließend alles nach klassischer Methode zu einem Buchblock zusammen. Zum späteren Einband passend habe ich oben und unten noch Kapitale in Grün/Gelb angebracht. Auch ein Band als Lesezeichen ist eingearbeitet. Zur Verbesserung der Stabilität habe ich noch ein helles Gewebeband auf den Rücken geleimt.

Für den Prachteinband hatte ich bereits konkrete Vorstellungen: er sollte aus grünem Samt sein, mit schwarzem Buchrücken, Metallecken und dem persönlichen Monogramm meiner Mutter. Dafür entwarf ich zunächst eines, das ich gut sticken konnte. Nach einer Probestickerei übertrug ich das Monogramm mit einer Papierkopie (am besten Seidenpapier) und Vorstichen aus gelbem Stickgarn auf die Samtvorderseite. Nach dem Entfernen der Papiervorlage begann die langwierige Stickerei mit einem Goldlahnfaden. Eine Empfehlung für Nachahmer: hinterlegen Sie den Bereich der Stickerei mit einem entsprechenden Gewebe, damit sich der Samt nicht zusammenzieht und Falten wirft. Der Stickfaden darf auch nicht zu lang sein und man sollte sehr großen Wert darauf legen, Knötchenbildung auf der Rückseite zu vermeiden.

Um die Buchdeckel am Buchblock zu befestigen, arbeitete ich Rillen aus, in die ich die Bünde leimte. Nach dem Glätten einiger Unebenheiten wurde der Samt vollflächig aufgeklebt und nach dem Trocknen die Kanten zum Buchrücken und zu den Vorsätzen “abrasiert”, damit der Flor die späteren Übergänge nicht stört. Den Buchrücken gestaltete ich mit schwarzem Kunstleder. Nachdem die Vorsätze angeklebt waren, habe ich noch aus goldenem Metallblech die Ecken befestigt und geprägt.

Zum Schutz des Prachteinbands habe ich dann noch eine passende Klappschachtel angefertigt. Und “schon” war das besondere Geschenk zwei Tage vor Weihnachten fertig. Dabei hatte ich schon im Sommer begonnen …

Kästchen mit Perlenmosaik

Schon seit dem Studium wollte ich die historische Technik des Perlenmosaiks nachempfinden.

Im Braunschweig des 18. Jh. stellte die “Korallenmanufaktur” van Selow begehrte Sammelobjekte her, indem sie Tischplatten und andere Oberflächen mit Glasperlen in zahlreichen Motiven dekorierten. Über die genaue Herstellungstechnik ist aber bisher sehr wenig bekannt.

Deshalb hatte ich mir vorgenommen, zwei kleine Kästchen mit solchen Mosaiken zu verzieren – und zu Weihnachten zu verschenken … Jetzt sind sie endlich fertig und werden Geburtstagsgeschenke.

Handelsübliches Kästchen für Zigarillos
Anfang November nahm ich zwei hölzerne Zigarillokisten, entfernte zunächst die Deckelscharniere und -schließen und schliff die Oberflächen ab. An die Kanten der Deckeloberseiten klebte ich dann kleine Vierkantleisten aus Balsaholz, um ein Kittbett für das spätere Perlenmosaik vorzubereiten. Alle später sichtbaren Außenflächen habe ich in weißer oder hellblauer Acrylfarbe gefasst. Die farbigen Außenflächen sollten als Kontrast zum späteren Perlenmosaik samtig-matt und pastellig-hell werden. Durch Zwischenschleifen und abschließendes Planschleifen wurde eine ebene, qualitätvolle Oberfläche erzielt.

Kästchen geschliffen, mit der Fassung begonnen

Auf Papier habe ich dann die Mosaikmotive seitenverkehrt in Farbe angelegt, um die Perlen mit Fischleim darauf zu fixieren. Das Auffädeln und Legen der Perlen hat unglaublich lang gedauert. Leider habe ich mir keine Zeiten notiert, aber es hat gefühlt dreimal so lang gedauert, wie anfangs gedacht. Mit Übung bin ich aber im Laufe der Zeit schon schneller und ordentlicher geworden.

Auffädeln und Legen der Perlenbilder

Das Kittbett der Kästchen habe ich dann mit Fischleim abgesperrt und nach längeren Versuchen einen Kitt aus Leinöl, Fischleim (1:1) in gleichen Teilen mit Champagner und Bologneser Kreide (1:3) gemischt und aufgespachtelt. Um Klümpchenbildung zu vermeiden, muss der Kitt wirklich gut vermengt werden. Die richtige Menge anzusetzen und in der richtigen Schichtstärke gleichmäßig aufzuspachteln, ist wirklich unglaublich schwierig. Auch hier wird man durch Erfahrung besser.

Anschließend habe ich die aufgeklebten Perlenbilder in das Kittbett gedrückt – mit der Papierseite nach oben. Mit einem feuchten Schwamm habe ich dann zügig das Papier durchfeuchtet und abgezogen. Dann konnte ich die Perlen noch einmal gut festdrücken. Dabei hat sich dann gezeigt, wie sorgfältig ich vorher die Muster gelegt habe.

An Stellen, wo der Kitt herausqoll, konnte ich den Überschuss nach dem Trocknen mit einem feuchten Schwamm entfernen. An einigen Stellen musste ich dann aber auch nachkitten. Beim Versäubern dieser Nachkittungen habe ich allerdings festgestellt, dass manche Perlen ihre Oberflächenfarbe verloren (grün und orange). Vermutlich wurden sie mit den Kreiden im Kitt abgeschmirgelt.

Das Innere der Kästchen habe ich dann noch mit feinem Papier ausgeklebt.

Mit Papier ausgekleidete Kästchen

Da die Acrylfarbenoberfläche unglaublich anfällig gegenüber Flecken war, musste ich sie doch noch durch einen Klarlack schützen. Obwohl das gewählte handelsübliche Fertigprodukt seidenmatt eingestellt ist, war es mir noch zu glänzend und hat durch ehröhtes Tiefenlicht die blaue Farbe deutlich verdunkelt. Durch abschließendes feines Anschleifen konnte die ursprüngliche Oberflächenerscheinung wieder hergestellt werden. Auch das Papier im Innern wurde zum Schutz lackiert – aber nicht geschliffen.

Fertige Perlenmosaik-Kästchen

Nachdem die Scharniere und Schließen wieder angebracht wurden, sind die Kästchen jetzt endlich fertig. Und sie sind genau so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Hoffentlich freuen sich die Beschenkten, so sehr wie ich.

Zwei Hanno Hockey-Automaten im Vergleich

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Automat “36”

Mittlerweile habe ich ja zwei gleiche Hanno Hockey-Automaten der 1930er Jahre restauriert. Doch bei genauer Untersuchung sind dann doch etliche kleine Unterschiede zutage getreten, die darauf hindeuten, dass die damalige Serienproduktion modifiziert worden sein muss.

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Automat “79”

Mein erster Automat trug mehrfach die Schlagmarke “36”, der zweite die “79”, weshalb ich vermute, dass “36” der ältere ist. Da allerdings nicht bekannt ist, wie viele Automaten pro Jahr gefertigt wurden, kann man nicht sagen, wie groß der zeitliche Abstand zwischen den beiden Automaten wirklich ist. Nimmt man einen Automaten pro Woche an (was vermutlich recht wenig ist), währe der Altersunterschied zwischen “36” und “79” weniger als ein Jahr.

Zunächst fiel mir auf, dass “36” sehr viele Bleistiftsignaturen im Korpus hat. Mehrfach taucht “1919” um den Kasseneinsatz auf. Die Unterseite des Spielfeldeinsatzes ziert eine Bleistiftmarkierung, die “vorn” anzeigt, zwei Signaturen, die wie ein 3-094geschwungenes “Fb” oder “2+” aussehen, sowie eine “3”, eine “26” und eine “36”. Die beiliegenden Beine hatten allesamt eine “1488” mit Tinte eingestempelt, was mich
vermuten lässt, dass sie von einem Zulieferer stammen, der Möbelbeine in verschiedener Ausführung anbot und die entsprechende Produktnummer hier angebracht hat. Automat “79” hingegen trägt lediglich an drei Stellen des Korpus seine Schlagmarke.

Am Gehäuseäußeren fällt auf, dass die Metallplakette der Münzeinwurfs sowie die Stellfüße von “36” Reste einer grünlichen Beschichtung tragen, bei “79” habe ich keine entsprechenden Spuren gefunden. Ist das eine ursprüngliche Variation oder eine spätere Veränderung?

Der Knauf des Kugelhebers ist bei “36” aus Metall (Zinklegierung?) mit einem Gummipuffer konstruiert, bei “79” hingegen aus Kunststoff ohne Pufferring. Spuren für eine Reparatur von “79” konnte ich nicht finden, also scheint dies eine Modifizierung – vielleicht aus Rohstoffmangel? – zu sein.

“36” trägt noch ein schlichtes Möbel-Einlassschloss, “79” eines, das wir heute eher als Briefkastenschloss bezeichnen. Dadurch bedingt variieren auch die Holzkonstruktionen der Frontblende vom Kasseneinsatz. Sind die Querfriese von “36” in die Höhenfriese durchgezapft, sind sie bei “79” nur eingezapft. Warum bei “36” dann auch noch die obere und rechte Kante dieser Holzfront furniert ist, erschließt sich mir nicht. Der Boden des gesamten Kasseneinsatzes ist ebenfalls unterschiedlich: bei “36” aus einer Hartfaserplatte, bei “79” aus Sperrholz. Der Kassenbehälter von “36” scheint ockerfarben beschichtet zu sein, der von “79” ist aus blankem Zink. In der Korpusöffnung für den Kasseneinsatz befindet sich bei “36” rechts noch ein Stoppklotz, der bei “79” offenbar eingespart wurde, da genügend andere Konstruktionsteile verhindern, dass der Einsatz zu weit ins Innere geschoben werden kann.

Der Spielfeldboden ist bei “36” von unten mit 12 Schrauben an den Banden befestigt, bei “79” hingegen mit 16; der komplette Spielfeldeinsatz aber bei “36” mit 10, bei “79” nur mit 8 Schrauben von oben in den Korpus geschraubt. “36” zeigt hier im Innern an den Längsseiten mittig noch Auflageklötze, die bei “79” eingespart wurden. Bei “79” gibt es zwar ebenfalls Schrauben, die an den Längsseiten mittig eingedreht wurden, doch sind diese weit kleiner und fixieren lediglich die mittlere Kunststoffscheibe. Denn hier sind die drei aufgelegten Kunststoffscheiben nicht mit den verchromten Eisenleisten vernietet, wie bei “36”.

detail-reichpfennigUnd der netteste Unterschied zum Schluss: In “79” wurde der innere Gummipuffer der Hebemechanik mit einem gestutzten Reichspfennig als Unterlegscheibe abgeschraubt. Der Gummipuffer von “36” ist da hingegen ganz konservativ.

So wie in diesem ganz speziellen Fall von Hanno Hockey-Automaten ist allgemein über die Produktion historischer Münzautomaten bisher nicht viel bekannt. Ich empfinde dies aber als unglaublich wichtiges Desiderat in der Erforschung von technischem Kulturgut.

Restaurierung eines Hanno-Hockey-Automaten

Wieder hatte ich kürzlich die Gelegenheit einen Hanno-Hockey-Automaten zu restaurieren.

Im Vergleich zu dem letzten von mir restaurierten Automat war dieser in deutlich schlechterem Zustand.IMG_5105

Die gesamte Verschmutzung war weit stärker ausgeprägt, alle Metallteile erheblich korrodiert, die Glasplatte gesprungen, Kunststoffe teilweise so sehr versprödet, dass sie nicht mehr zu halten waren. Bis auf die Beine war der Automat aber vollständig: Alle zehn Spielkugeln, der Kassenbehälter und die Gehäuseschlüssel waren vorhanden. Zusätzlich fanden sich im Korpus sogar noch fünf Pfennig und vier Spiralen, welche die Spielfiguren mit dem jeweiligen Drehknauf verbinden.

IMG_5141Die Spielfiguren waren so stark korrodiert, dass kaum noch ursprüngliche Fassung
gehalten werden konnte. Da auch dieser Automat durchaus für den Privatgebrauch bespielbar sein sollte, wurden die beiden Figuren nach der Konservierung nach Befund neu gefasst. Auch die Kunststofffolie des Spielfeldgrunds wurde komplett durch eine handelsübliche Selbstklebefpolie ersetzt. Die drei Kunststoffplatten zur Abdeckung des Spielfelds mussten entsorgt werden. Die Weichmacher waren ausgetreten und die Substanz chemisch soweit abgebaut, dass sie komplett vergilbt und versprödet war. Durch diesen Zerfallsprozess wurden auch die vier Papieretiketten der Spielfeldzwickel soweit geschädigt, dass die ehemalige silberfarbene Oberfläche überwiegend zerstört ist. In den Bereichen, wo die Kunststoffscheiben auflagen, sind die Etiketten irreversibel verbräunt. Die Zukunft wird zeigen, wie stark das Papier tatsächlich durch etwaige Säuren geschädigt ist.

Für mich sehr interessant war die Erfahrung über das besondere Korrosionsverhalten verchromter Eisenteile. Die beiden Bandeisen, die quer über dem Spielfeld zur Unterstützung der Kunststoffplatten liegen, zeigten sich beim Zerlegen des Automaten nahezu komplett korrodiert. Die Oberfläche wurde teilweise mit einer fast 2 mm starken Rostschicht überzogen. Bei Freilegungsversuchen stellte ich aber fest, dass ein Großteil der Chromoberfläche darunter erhalten geblieben ist. Also konnte ich diese Teile behutsam freilegen, um die ursprüngliche Oberfläche wieder überwiegend erfahrbar zu machen.

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Die Metallkonservierung nahm den Großteil der aufgebrachten Arbeitszeit in Anspruch. Ansonsten war aber viel durch trockene und partiell feuchte Reinigung zur Verbesserung des Zustands beizutragen. Furniere mussten gefestigt werden, kleine Ausbrüche gekittet und retuschiert. Die Glasscheibe konnte geklebt werden. Neben den oben beschriebenen Erneuerungen, mussten auch einige Schrauben ersetzt werden. Auch der abgängige CN-Lack der Gehäuseoberfläche wurde – abweichend vom Befund – durch Schellack ersetzt.

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Der Funktionstest zeigte einige Stellen, an denen die Spielmechanik nachjustiert werden musste. Durch einen kleinen Holzklotz wurde der Automat reversibel auf Freispiele eingestellt und brachte den neuen Besitzern bereits viel Freude.

Und mir bei Testspielen natürlich auch! Es ist ein besonderes Erlebnis, die charakteristischen Geräusche und die Lautstärke wahrzunehmen. Man ist es kaum noch gewöhnt, bei der Bedienung eines Automaten Kraft aufzuwenden, die dabei aber doch noch gefühlvoll sein muss.

Restaurierung einer Lampe

Vor einiger Zeit bekam ich von einer lieben Nachbarin eine ca. 70cm große Stehlampe geschenk, die vermutlich aus den 1920er oder 1930er Jahren stammt.
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Am Holzfuß habe ich lediglich eine Zierleiste durch Verleimung mit Hautleim wieder befestigt, einen kleinen fehlenden Bereich in Balsa ergänzt und mehrere Risse in Furnier und Unterkonstruktion mit Resto-Kitt verkittet und retuschiert. Nach einer Trockenreinigung und partieller, wässriger Feuchtreinigung konnte ich die stumpfe Oberflächenerscheinung mit etlichen Feuchteflecken durch Überpolieren mit einer dünnen Schellacklösung beheben. So hat das Holz wieder mehr Tiefenlicht erhalten.
Der Schirm aus Pergament war an manchen Stellen durchstoßen. Diese Stellen habe ich von innen mit Japanpapier und Gelatine verklebt. Die Hutmutter zur oberen Fixierung des Schirmes fehlte und wurde von mir durch eine heute handelsübliche, messingfarbene ersetzt.
Das aufwendigste war der Tausch der Stromkabel. Diese schienen in der Vergangenheit schon mehrfach erneuert oder repariert worden zu sein, wiesen aber Brüche und Abisolierungen auf. Die beiden Keramikfassungen und Kontakte waren noch sehr gut erhalten, bedurften nur einer leichten Reinigung und nehmen nun wieder moderne Leuchtmittel auf. Auch der vorhandene Schuko-Stecker aus altem Kunststoff wurde gereinigt und wieder angebracht. Beim Kabel von der Lampe zur Steckdose war mir eine Textilummantelung wichtig.

Lampe_fertig

Über das warme Licht und die dadurch erzeugten Glanzpunkte freue ich mich sehr. Die Lampe verbreitet nun eine sehr inspirierende Atmosphäre in meinem Arbeitszimmer. Zur Pflege genügt wöchentliches Abstauben.

Restaurierung des Hanno-Hockey 3

Durch das Aufprallen der Spielkugeln auf den Banden waren hier vielfach die obersten Holzfasern mit Fassung gelöst und standen ab. Sie wurden mit Hautleim gefestigt.
Nachdem alle Bauteile des Automaten konserviert waren, konnten sie wieder zusammengesetzt werden.
Dabei stellte sich heraus, dass die rote Spielfigur nach der Befestigung nicht mehr einwandfrei gedreht werden konnte, da der Hockeyschläger nicht über das leicht verformte Spielfeld gleiten konnte.
Ein kleiner Kunststoffring aus der Computertechnik schaffte Abhilfe. Er wurde auf den Dorn aufgelegt und hob so die Spielfigur an. Somit kann sie wieder mit ausreichend Abstand über das Spielfeld gleiten.

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Da der Automat nicht mehr gewerblich bespielt werden soll, wurden die erheblich vergilbten, dünnen Kunststoffplatten über dem Spielfeld entnommen (und aufbewahrt), um die Einsicht zu verbessern. Diese Platten hatten ursprünglich den Zweck, die gläserne Deckplatte vor Schäden durch die stählernen Spielkugeln zu schützen. Bei Bedarf können im Nachhinein moderne Plexiglasplatten eingepasst werden.
Da die linke Nut minimal erweitert wurde, lässt sich die abdeckende, ursprüngliche Glasplatte leichter einschieben.
Leider erschien die Festigung des fragmentarischen ursprünglichen Lacks (wohl Cellulosenitrat) auf den Holzoberflächen nicht wirtschaftlich. Folglich wurden alle Oberflächen mit Schellack eingelassen.

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Die abschließende Funktionskontrolle zeigte, dass die gesamte Mechanik einwandfrei funktionierte – wenn man die Pfennigstücke mit dem richtigen Schwung einwirft. Dies war primär dem guten, vollständigen Erhaltungszustand zu verdanken. Lediglich Reinigung, Schmierung und kleinere Justierungen waren nötig.