Womit beschriften wir unsere Objekte?

In einem älteren Beitrag habe ich mich ja bereits allgemein mit den Grundlagen und Fallstricken der Inventarisierung beschäftigt und auf die Bedeutung von einheitlichen Vorgaben zur Beschriftung von Objekten mit ihrer Inventarnummer hingewiesen.

Jetzt will ich einmal genauer betrachten, wieso uns Restauratoren die Beschriftung der Objekte so wichtig ist.

Erst kommt die Theorie

Bisher war es die gängige Praxis einen Schichtaufbau aus Grundlack, Schrift und Decklack auf ein Objekt aufzutragen.

Der Grundlack soll bewirken, dass die Beschriftung das Objektmaterial nicht beeinträchtigt. Er bildet also eine Trennschicht zwischen historischem Original und moderner Hinzufügung. Da er direkten und langfristigen Kontakt zum Original hat, ist es besonders wichtig, dass der Grundlack selbst keine schädigenden Auswirkungen hat.

Bei der Beschriftung sind zahlreiche verschiedene Produkte zum Auftrag mit Pinsel oder Stift in Gebrauch. Theoretisch sollten sie nach dem Trocknen mit einem Lösemittel wieder komplett entfernt werden können, ohne den Grundlack zu verändern. Das ermöglicht es, Korrekturen während des Beschriftungsvorgangs vorzunehmen. Meist wird hierfür etwas Wasserlösliches gewählt.

Um die Beschriftung vor unbeabsichtigter Entfernung zu schützen, wird sie anschließend mit einem Decklack überzogen. Dieser sollte sich in einem Löslichkeitsbereich bewegen, der sich vom Schreibstoff und dem Grundlack unterscheidet, um diese Schichten nicht zu verändern. So soll es theoretisch auch später möglich sein, Korrekturen schichtweise kontrolliert vorzunehmen – vorausgesetzt natürlich, man weiß, welche Produkte genutzt wurden!

Und dann kommt die Praxis

Im Arbeitsalltag kann schnell festgestellt werden, dass diese Theorie nur schwer umsetzbar ist: Oft sind die Löslichkeitsbereiche der Lacke und Schreibstoffe in der Realität doch sehr nahe beieinander, sodass z. B. beim Auftrag des Decklacks die Schrift verwischt oder beim Korrigieren der Beschriftung der Grundlack doch verändert wird. Besonders bei Fertigprodukten können die Hersteller die Inhaltsstoffe im Laufe der Zeit verändern, wodurch sich beispielsweise das Löslichkeitsverhalten stark unterscheiden kann. Manchmal werden dann auch Produktlinien eingestellt und das genutzte Produkt ist nicht mehr erhältlich.

Oft ist es auch im Arbeitsalltag mühsam, so viele verschiedene Materialien vorzuhalten und anzuwenden. Manche Stoffe verhalten sich auch bei verschiedenen Klimabedingungen sehr unterschiedlich oder sind dann ggf. nicht mehr nutzbar – und in der Praxis hat man nunmal nicht immer Idealbedingungen zum Arbeiten.

Hinzukommt, dass bei dieser händischen Vorgehensweise die Qualität des Endergebnisses stets vom Geschickt der Ausführenden und der Beschaffenheit des Objektuntergrundes abhängt. So kommt es häufig vor, dass die Beschriftung dann doch nur schwer oder kaum zu lesen ist.

Neueste Erkenntnisse

2019 haben Emerson, Beisenkötter und Lipinski in Heft 1 der VDR Beiträge zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut Empfehlungen zur Anbringung von Inventarnummern an Museumsobjekten publiziert, die sie anhand von praktisch orientierten Versuchsreihen erarbeitet haben. 

In der Restauro 8/2022 haben Krautheimer, Kuppel, Steger, Eggert und Krekel neuste Erkenntnisse über die Korrosivität von Restaurierungsmaterialien veröffentlicht, die sie mittels Oddy-Test gesammelt haben. Darin wurde dann u. a. bestätigt, was ich vielfach auch bereits von anderen Restauratoren gehört habe: Paraloid B 72 (häufig als Lack für die Objektbeschriftung genutzt) in Ethylacetat gelöst, kann auch nach scheinbar vollständiger Aushärtung noch Säuren abspalten, die wiederum historische Objektmaterialien verändern können.

Für mich ist im Laufe der Zeit wichtig geworden, dass ich alle Inhaltsstoffe der von mir verwendeten Materialien kenne. Das heißt, dass ich vorrangig reine Stoffe nutze und diese nach entsprechenden Mengenverhältnissen selbst kombiniere. Nur so kann ich Materialien wählen, die ein möglichst geringes Gefahrenpotential für Objekt und Gesundheit darstellen. Die Materialien sollten natürlich auch möglichst alterungsstabil sein und sich bei Bedarf doch wieder rückstandsfrei entfernen lassen. Die Handhabung sollte nicht zu umständlich sein.

In Versuchen kam ich zu dem Ergebnis, dass es praktikabel ist, Objekte mit einem Grund- und Decklack aus Paraloid B 72, 30 %ig in Aceton/Ethanol (2:1) und einem Schreibstoff aus Aquarell (z. B. Winsor & Newton, “Lama Black” und “Chinese White”) zu beschriften. Diese Materialien entsprechen – auch in ihrer Kombination – o. g. Kriterien. Nutzt man als Deckschicht einen hellen Schellack kann man ggf. sogar manche schwarzen Stifte benutzen.

Viel spannender als diese rein händische Beschriftungsmethode finde ich die Möglichkeit, Etiketten auszudrucken (z. B. mit Laserdrucker auf säurefreiem Papier) und diese z. B. mit Paraloid B 72, 30 %ig in Aceton/Ethanol (2:1) auf das Objekt aufzukleben. Obwohl dies mehr Vorbereitung erfordert (Inv.-Nr. am Rechner vorbereiten, ausdrucken, zuschneiden), bieten sich die Vorteile, dass auch sehr klein bei guter Lesbarkeit gearbeitet werden kann. Dadurch ist wenig Objektoberfläche betroffen und man verbraucht tendenziell weniger Ressourcen (z. B. Paraloid und Lösemittel). Es können so auch sehr kleine Objekte gut beschriftet werden und das Beschriften großer Mengen von Objekten geht schneller vonstatten. Paraloid hat den Vorteil, dass es auf Holz, Metall, Keramik und Glas in etwa gleich gut haftet.

 

Bisher konnte ich leider noch keine Praxiserfahrungen hinsichtlich dem Verhalten bei Klimaschwankungen und Dauerhaftigkeit dieser Methode sammeln.

Hast du bereits Erfahrungen? Dann freue ich mich, wenn du sie hier mit mir und den anderen Leser/innen teilst.

Ein Jahr Selbständigkeit

Herzlichen Glückwunsch, kleine Selbständigkeit!
Jetzt bist du ein zartes Jahr jung – ein aufregendes und wechselhaftes Jahr.

Das erste Mal ist ja immer besonders, so auch das erste Jahr meiner Selbständigkeit. Hier ein kleiner Rückblick, der vielleicht auch Gründungswilligen ein kleines bisschen Klarheit bringt, was es bedeutet, sein eigenes Business aufzubauen.

Money, Money, Money

Die ersten Monate waren geprägt vom Geldausgeben: Anschaffungen, Reisen, Unterkünfte, Haftpflicht, Steuerberater, eine Tagung, Software – und natürlich auch “Lehrgeld” …
Den allerersten Auftrag zu erhalten und auszuführen, war ein tolles Gefühl. Endlich zurück im ursprünglichen Beruf! Die erste Rechnung zu schreiben, war so aufregend! Und als im Juli das erste Geld einging, war die Freude groß!
Doch bis Ende 2022 war die finanzielle Bilanz doch eher ernüchternd: 58 % der Einnahmen, die ich im Businessplan vorsichtig prognostiziert hatte, standen rund dem Doppelten meiner veranschlagten Ausgaben gegenüber. Das tatsächliche Geschäftsergebnis von rund 4.000 € hing dann also dem kalkulierten Gewinn von  18.000 € weit hinterher. Naja, wenigstens keinen Verlust gemacht.

Unbezahlbar

Doch die gewonnenen Erkenntnisse können nicht mit Geld aufgewogen werden!

Ich schätze die Freiheit der Selbständigkeit sehr: Ich entscheide, wann ich arbeite, welchen Auftrag ich annehme. Ich kann eigene Ideen, wie meinen Selbstcheck und meine eLearning-Schulung umsetzen. Ich kann mich nach meinen Bedürfnissen ausprobieren.

Fordernd ist für mich die Akquise von Aufträgen: Ich muss mich bei potentiellen Auftraggebern vorstellen und geduldig warten, ob ein Auftrag zustande kommt. Der Bedarf ist groß, doch der Geldbeutel klein. So fehlt häufig Budget, überhaupt Aufträge zu vergeben. Und dann ist es bei der Angebotserstellung immer ein Spagat zwischen dem günstigsten Angebot und der Auskömmlichkeit für mich.

Und dennoch möchte ich insgesamt die Erfahrung der Selbständigkeit nicht missen. Denn man lernt dabei so vieles, das man gar nicht benennen kann – auch über sich selbst. Ich darf mich dadurch in Geduld und Vertrauen üben, Ich lerne,  mit Ängsten und Zweifeln umzugehen.

Und so geht es nun endlich mit dem Frühling und neuen Aufträgen in das zweite Jahr der kleinen Selbständigkeit. Ich bin gespannt, wie sie sich entwickelt und was wir gemeinsam erleben werden.

Start: Ostergewinnspiel!

Und los geht’s!

Finde auf meinen Internetseiten die fünf versteckten Ostereier und melde Sie mir bis zum 6.4.2023, 12 Uhr.

Bist du schnell genug kannst du eine Beratung oder eine Teilnahme an meinem eLearning-Kurs gewinnen.

Weitere Infos gibt’s im vorherigen Blogbeitrag.

Ostergewinnspiel

Finde die versteckten Ostereier und gewinne eine Beratung oder einen eLearning-Kurs!

Und so geht’s

Suche zwischen dem 31.3. und 6.4.2023, 12 Uhr auf meiner Website die versteckten Ostereier und schreibe mir eine eMail (uta.wuttke [at] lebenmitkulturgut.de), wo du sie gefunden hast (beschreiben oder Screenshots).

Wer zuerst alle fünf Eier gefunden hat, erhält eine kostenlose Beratung (eine Stunde lang) per Telefon oder Videocall zu einem/mehreren Themen seiner/ihrer Wahl.

Der/die Zweite erhält eine kostenlose Teilnahme an meinem eLearning-Kurs „Grundlagen der Sammlungspflege und Präventiven Konservierung“ (weitere Informationen zum Kurs hier) – gültig bis zum 31.5.2023.

Ausschlaggebend sind Eingangs-Datum und -Uhrzeit deiner eMail bei mir.

Die Gewinner werden direkt benachrichtigt (nicht öffentlich bekanntgegeben).

Deine Daten (Name, eMail-Adresse) werden ausschließlich für die Kommunikation im Rahmen dieses Gewinnspiels und zur Bereitstellung des Gewinns verarbeitet. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben und nicht für weitere Werbemaßnahmen genutzt.

Marketing für Restauratoren

Hallo Welt, hier bin ich! Wie kann man dies am besten ausrufen, damit es möglichst viele hören? Denn wenn man sich z. B. als Restaurator/in gerade selbständig gemacht hat, ist das die wichtigste Botschaft, um an Aufträge zu kommen. Nur, weil man selbst darum weiß, wissen es noch lange nicht alle anderen.

Altbewährte Strategien

Das wohl älteste Werbemittel, das in unseren Kreisen auch am besten funktioniert, ist vermutlich die Mundpropaganda. Da sich Auftraggebende und -nehmende meist untereinander kennen, tauscht man sich auch aus und fragt nach Erfahrungen. Wenn man also einen guten Job gemacht hat, kann man nicht nur sicher sein, dass diese/r Auftraggeber/in wieder auf einen zukommt, er/sie wird dies sicher auch weitererzählen. Das erfordert aber sehr viel Zeit und Geduld und ist natürlich von der Reichweite je nach Kreis der Auftraggebenden begrenzt.

Netzwerken und Zusammenarbeit mit anderen Restauratoren sind Voraussetzungen für diese Mundpropaganda und können neue Aufträge auftun, an die man selbst noch gar nicht gedacht hat. Das bedeutet, dass man persönlichen Kontakt aufnehmen muss – live, per Telefon, Mail und Flyer beispielsweise.

Vorträge zu halten, steigert ebenfalls den Bekanntheitsgrad. Selten bekommt man dafür etwas Geld, i. d. R. erhält man Vergünstigungen bei Tagungsteilnahmekosten und kann die Zeit vor und nach seinem eigenen Vortrag zur persönlichen Weiterbildung und dem Netzwerken nutzen. Da man hierfür allerdings einen Vortrag ausarbeiten muss, ist dies ebenfalls recht zeitaufwendig – falls im Nachgang eine Publikation dazu veröffentlich wird, umso mehr.

Der Eintrag ins Berufsregister des VDR kann auch noch sinnvoll sein, da Fachleute hier nach potentiellen Auftragnehmern suchen, wenn ihre Netzwerke nicht ausreichen. Da die Suche hier unbeschränkt möglich ist, besteht die Chance, dass auch private Auftraggeber auf einen Aufmerksam werden können. Man investiert einmal Zeit in die Erstellung und dann alle paar Jahre mal etwas in eine eventuelle Aktualisierung und kann sich anschließend wieder anderem zuwenden. Dafür ist eine Mitgliedschaft im VDR erforderlich.

Neue Marketingmöglichkeiten

Ein eigener Internetauftritt ist zwar mittlerweile schon weit verbreitet, aber noch längst nicht bei jedem/r Selbständigen vorhanden. Dabei bietet er eine gute Möglichkeit, sein einzigartiges Profil darzustellen und z. B. in einem Blog oder einer Referenzliste über seine Arbeit und Erfahrungen zu berichten. Dies ist ausführlicher und persönlicher als der Eintrag im Berufsregister und kann für manche/n Auftraggeber/in ausschlaggebend sein, ob er/sie einen kontaktiert oder nicht. Trotz zahlreicher Assistenzsysteme für Websidegestaltung, ist dies teilweise etwas zeitaufwendig, je nachdem wie komplex man den Internetauftritt aufbaut. Für den Anfang kann ich da ganz klar empfehlen, den eigenen Internetauftritt lieber schlank zu halten. Ausweiten kann man immer noch. Man sollte nur stets darauf achten, dass die Seite/n aktuell und erreichbar sind. Je nach Host muss man hier mit unterschiedlichen Kosten rechnen, die sich aber deutlich im Rahmen halten.

Soziale Medien, wie Twitter, Facebook, Instagram & Co. gewinnen gerade an Bedeutung. In einer immer globaleren Welt, nimmt auch der überregionale Austausch unter Auftraggebenden und -nehmenden zu. Sie bieten eine gute Möglichkeit, auf interessante Art, optisch ansprechend und informativ über die eigene Arbeit zu berichten. Man kann dadurch auch schwierige Zielgruppen, wie private Sammler erreichen. Hierbei ist allerdings etwas Disziplin gefragt, da man seine investierte Zeit gut dosieren muss: investiert man zu wenig Zeit und Aktivität, geht man im allgemeinen Getöse unter – man kann sich hier aber auch zeitlich komplett verlieren … In der Regel sind diese Netzwerke kostenlos, man kann aber auch unterschiedlich viel Geld für Bewerbung investieren. Manchmal ist es etwas mühsam, sich in die Funktionsweisen einzufuchsen.

Wie sind eure Erfahrungen?

Gerade zu Beginn hat man noch nicht so viel Budget für Marketingmaßnahmen und investiert selbst Zeit und Kreativität. Dies ist vorteilhaft, da die “Werbung” so viel persönlicher ist. Eine allgemeingültig Empfehlung, was sich lohnt und was nicht, kann ich natürlich nicht abgeben. Hier sollte jede/r selbst herausfinden, was für sie/ihn funktioniert. Wichtig ist nur, dass man das Marketing nicht völlig vernachlässigt und zunehmend Geld bei der eigenen Finanzplanung dafür vorsieht.

Habt ihr Erfahrungen mit anderen Marketingwegen, wie Podcasts, Anzeigen in Print- oder Online-Medien usw.? Dann teilt dies gerne hier mit anderen.

Vergiftetes Kulturgut

Wer mit alten Dingen zu tun hat, ist sich auch immer der Tatsache bewusst, dass nicht nur die Objekte vor schädlichen Einflüssen zu schützen sind, sondern auch die Menschen. Besonders Objekte aus organischen Materialien, wie Holz, Textil, Fell, Federn, Papier usw. können mit Schadstoffen belastet sein. Das können Biozide, Säuren, Stäube u. v. m. sein.

Für uns Menschen kann der Kontakt mit solchen Schadstoffen gesundheitliche Auswirkungen haben – von leichten Irritationen der Haut, Augen und Atemwege über deutliche allergische Reaktionen bis hin zu schweren Nervenschäden und Krebserkrankungen.

Deshalb ist es wichtig, mit alten Dingen richtig umzugehen. Konkret heißt das also, dass man Objekte nie ohne Handschuhe anfassen sollte. Über die Hände können giftige Substanzen in unseren Körper gelangen. Bei staubigen Arbeiten sollte man geeigneten Atemschutz tragen – mindestens FFP 3. Ausreichende Belüftung und Arbeitshygiene (essen und trinken in “sauberem” Raum und nicht direkt am Objekt, Hände waschen, Arbeitsgeräte sauber halten) sind ebenso selbstverständlich.

Mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen, ist also der Umgang mit alten Dingen sicher möglich. Dafür ist die Publikation von Paul Zalewski (Hrsg.): Biozidbelastete Kulturgüter. Grundsätzliche Hinweise und Texte zur Einführung in die Problematik. Frankfurt/Oder 2014 sehr empfehlenswert.

Sie ist kostenlos als vollständiges Druckwerk über die Viadrina zu beziehen und enthält auf ihren 262 Seiten neben einführenden Projekterläuterungen grundsätzliche Hinweise für den Umgang mit biozidbelasteten Objekten. Diese sind kurz gehalten (18 Seiten) und dabei sehr prozessorientiert, also gut auf den Arbeitsalltag anwendbar.

In zwei weiteren Teilen vermitteln namhafte Autoren, wie Helene Tello, Jirina Lehmann, Boaz Paz, Achim Unger usw. wertvolles Hintergrundwissen zur Geschichte von Bioziden, betreffende Normen, Analytik, Gesundheitsschutz und Dekontamination. Dazu sind eine umfangreiche, thematisch sortierte Literaturliste und zahlreiche Weblinks angefügt.

Der 30-seitige Beitrag von Markus Klug zum “Umgang mit holzschutzmittelbelasteten Bauteilen, Gegenständen und Materialien” ist dabei besonders praktisch nutzbar, da er ein Muster eines “A+S-Plans” enthält, Verfahrensschritte tabellarisch auflistet und Vorschriften und Regeln zusammenfasst.

Insgesamt ist diese Publikation sehr übersichtlich, gut verständlich und praktisch nutzbar. Den Autoren war ganz offensichtlich wichtig, eine praxisorientierte, knapp zusammengefasste Handreichung mit allen nötigen Verweisen für eine eingehendere Beschäftigung mit dem Thema bereitzustellen. Sehr anschaulich werden hier Theorie und Praxis in Bezug gesetzt.

 

Nachhaltigkeit im Archiv

Seit kurzem kümmere ich mich um ein kleines Archiv von Bildträgern (Positive und Negative aus verschiedensten Materialien und Techniken), dessen Pflege im Laufe der Zeit aufgrund von Personaländerungen und der zunehmenden Digitalfotografie nahezu komplett zum Erliegen kam.

Dies führt mich zu der Frage: Wie nachhaltig ist es, so ein Archiv bestehen zu lassen?

Nutzung ist Nachhaltigkeit

Grundsätzlich gilt, dass es Verschwendung wertvoller Ressourcen ist, etwas Bestehendes ungenutzt “liegen” zu lassen.
Im Falle des Bildarchivs bedeutet dies, dass Platz (Raum, Möbel) blockiert wird, der anderweitig genutzt werden könnte. Durch die Ansammlung von Bildträgern (z. B. Papier) besteht eine erhöhte Brandlast – besonders wenn Cellulosenitrat als Bildträger vorhanden ist. Und der “blockierte” Platz verursacht Unterhaltskosten (z. B. Miete, Strom, Heizung/Kühlung, Reinigung).

Dann könnte man doch alles entsorgen, oder etwa nicht?

Im Falle dieses Bildarchivs ist die Antwort ganz klar: Nein!
Bei ersten Sichtungen stellt man schnell fest, welcher Informationsschatz hier schlummert. Es gab schließlich mal einen Zweck, für den das Archiv angelegt wurde. Anhand der vorhandenen Bildmaterialien kann man ableiten, wann z. B. ein abgebildetes Sammlungsobjekt wo stand, in welchem Zustand es war, wann es restauriert wurde, wer es wie genutzt hat, usw. Besonders für Restauratoren sind das unglaublich wichtige Belege der individuellen Objektgeschichte, die bestimmt, wie heute und in Zukunft mit einem Sammlungsobjekt umzugehen ist.

Digitalisieren und dann entsorgen!

Vielfach keimt die Ansicht auf, man könnte analoge Datenträger digitalisieren und dann getrost entsorgen, da ja alle Informationen digital vorliegen und bequem vom Schreibtisch aus genutzt werden können.
Das trifft nur bedingt zu, denn bei der Digitalisierung können gar nicht alle physisch vorliegenden Informationen übertragen werden.
Ein Foto enthält weit mehr Informationen als den reinen Bildinhalt. Zunächst einmal werden viele Informationen vergessen oder bewusst weggelassen, weil sie uns heute nicht wichtig erscheinen. Klassische Beispiele dafür sind die Maße des Bildfelds und des Bildträgers, handschriftliche Vermerke am Rand oder der Bestandszusammenhang. Hinzukommt, dass wir heute ja gar nicht wissen, welche Fragen in Zukunft an die Bildmaterialien gestellt werden. Falls beispielsweise demnächst die Zusammensetzung von alten Bildträgern analysiert werden soll, um sie nachzuproduzieren oder Schadenszusammenhänge belegen/ausschließen zu können, wird das analoge Original benötigt. Es ist heute nicht möglich, mit so viel Weitblick alles zu analysieren und zu erfassen.

Digitalisierung erleichtert also die Nutzung dieses analogen Bildarchivs, kann es aber nicht ersetzen.

Und für eine Digitalisierung muss das analoge Bildmaterial ebenfalls zunächst nutzbar sein. Und wirklich nutzbar ist etwas Bestehendes nur, wenn es auch gepflegt wird.
Im Falle eines Bildarchivs bedeutet dies, dass es zunächst einmal für betreffende Personen zugänglich sein muss. Sie müssen wissen, dass es das Archiv gibt und geregelten Zugang haben. Dann müssen sie wissen, was sie dort finden können, um abzuschätzen, ob sich eine Suche lohnt. Dafür muss natürlich eine nachvollziehbare Struktur und Ordnung vorliegen, in der man gezielt suchen kann. Und um Struktur und Ordnung aufrecht zu erhalten, muss regelmäßiger Pflegeaufwand investiert werden – z. B. das Sicherstellen, dass entnommene Bilder auch wieder zurückkommen und ihren richtigen Platz wiederfinden.

Struktur und Ordnung begünstigt wiederum eine optimale Erhaltung der analogen Originale. Und nur gut Erhaltenes ist wirklich nutzbar.
Bei einigen Bildträgern ist beispielsweise neben der Temperatur, in der sie gelagert werden auch das Kontaktmaterial entscheidend. So können Celluloseacetatnegative bei direktem Kontakt in ungünstigem Klima durch ihr Alterungsverhalten zusammenkleben. Dann sind sie nicht mehr wirklich nutzbar.

Kontinuierliche Pflege ist Nachhaltigkeit

Es ist fast schon ein Grundgesetz der Natur, dass kontinuierliche Pflege nachhaltiger ist, als temporäre Aktionen.
Die Ordnung im Bildarchiv aufrechtzuerhalten und dabei stets den Erhaltungszustand und die Aufbewahrungsbedingungen im Blick zu haben, spart Arbeitszeit, Geld und Materialien, die andernfalls für konzentrierte Pflege- und Restaurierungsaktionen aufgewendet werden müssten.

Kontinuierliche Pflege steht und fällt mit der Verantwortlichkeit.
Diese liegt im Endeffekt immer beim Eigentümer und kann nicht nach Extern übertragen werden. Es bedarf also immer mindestens einer Stelle “im Haus”, die einen Überblick hat und nötige Pflegemaßnahmen veranlasst. Ich schreibe ganz bewusst “Stelle”, denn dies sollte nicht an eine Person geknüpft sein. Ist die Person temporär oder dauerhaft nicht anwesend, zeigt die Erfahrung, dass sich selten eine andere Person zuständig fühlt. Im modernen Arbeitsleben reißen sich verständlicherweise die Wenigsten um zusätzliche Aufgaben oder Verantwortung.

Hat die verantwortliche Stelle das Potential, den “Schatz” des Bestehenden erkannt, werden ganz zwangsläufig Finanzmittel für erforderliche Maßnahmen bereitgestellt. Das können auch zunächst kleine Summen sein.

Hautsache, man fängt an und bleibt am Ball!
Dann wird sich langsam – fast unbemerkt – die Nutzbarkeit steigern und gleichzeitig der Ressourceneinsatz auf dem kleinsten erforderlichen Niveau bewegen.

Veranstaltungen rund um Kulturgut

Manche mögen all den “alten Kram” langweilig finden, den Sammler, Museen, Restauratoren und andere als “Kulturgut” bezeichnen. Doch ein Blick in die geheime Welt hinter den Kulissen von “schnöden Ausstellungen” oder “alten Bruchbuden” reizt dann doch viele.

Das war der Tag des offenen Denkmals 2022

Der Tag des offenen Denkmals wird bereits seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert und fand zuletzt am 11.9.2022 unter dem Motto “KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz” statt. Diese deutschlandweite kostenfreie Veranstaltung wird von vielen Besuchern begeistert angenommen. Auch in diesem Jahr waren wieder spannende Einblicke möglich.

In Wolfenbüttel konnte man z. B. Spuren der alten Germania Brauerei entdecken: In den alten Bierkellern lauschte man einem Streichertrio und bestaunte die Deckenmalerei der ehemaligen Trinkhalle. Die Gebäude sind in Privatbesitz und werden seit einigen Jahren aufwendig saniert und zu einzigartigen Wohnräumen umgestaltet.

Im Prinzenpalais am Kornmarkt konnte man auf Spurensuche einer früher hier ansässigen Bank gehen: Im Keller regt der alte Tresorraum die Phantasie vieler an. Räumlichkeiten in einem Seitenteil, die zuletzt noch privat bewohnt waren, werden seit einiger Zeit behutsam grundsaniert, um sie modernen Wohnansprüchen anzupassen und wieder vermieten zu können. Dabei stießen die Fachleute natürlich auch auf viele Spuren aus früheren Bauphasen. Eine Absolventin des Freiwilligen sozialen Jahrs in der Denkmalpflege von der Jugendbauhütte Ostfalen berichtete von spannenden und persönlichen Erfahrungen während der Arbeiten dort.

Auch das ehemalige Rittergut Groß Denke präsentierte seine Spuren aus verschiedenen Epochen. Dank der aktuellen Umbauarbeiten zu Wohneinheiten, wurde altes Balkenwerk freigelegt. Man konnte sehen, wie früher die Wände und Decken mit Lehm und Stroh verputzt wurden. Verschiedene Wandgestaltungen mit Tapeten oder Farbwalzmustern brachten viele Besucher zum Staunen.

Tag des offenen Denkmals verpasst?

Hier können Sie einen kleinen Rückblick lesen. Tragen Sie sich bereits den 10.9.2023 in den Terminkalender ein. Dann können Sie sich auf der Webseite oder der App zum Tag des offenen Denkmals informieren, was es in Ihrer Region spannendes zu entdecken geben wird. Oder Sie haben selbst ein Denkmal und machen dann selbst mit.

Spuren ehemaliger Gestaltung des Linoleum-Läufers im Prinzenpalais Wolfenbüttel

 

 

Das wird der europäische Tag der Restaurierung 2022

Ganz bald schon – am Sonntag, den 16.10.2022 – findet der Tag der Restaurierung statt, an dem deutschlandweit viele Restauratoren ihre spannenden Arbeiten vorstellen, ihre “stillen Kämmerlein” öffnen und Interessierte gerne mit überraschenden Erkenntnissen begeistern. Neben Veranstaltungen vor Ort werden manche online angeboten. Schauen Sie direkt einmal nach, was Sie interessiert und was in Ihrer Nähe angeboten wird!

Es lohnt sich, denn die moderne Restaurierung ist ein überraschend vielseitiger und anspruchsvoller Beruf. Er verknüpft geschichtliches und naturwissenschaftliches Wissen mit handwerklichem Geschick, künstlerischem Gespür und kreativem Denken.

Entstehung meiner eLearning-Schulung

Schon bei meinem letzten Arbeitgeber habe ich mich mit eLearning intensiv beschäftigt. Mit dem Start in meine Selbständigkeit war die ideale Gelegenheit gekommen, meine Ideen nun endlich in die Tat umzusetzen!

Am Anfang steht das Konzept

Ich wusste sofort, dass ich gern eine Online-Schulung erschaffen möchte, die anderen dabei hilft, ein Grundverständnis von vorbeugenden Erhaltungsmaßnahmen zu erlangen. Ich gebe gern mein Wissen und meine Erfahrungen weiter, damit andere davon profitieren können. Und das Onlineformat (zeitlich und örtlich flexibel, günstiger als Präsenzschulungen) erscheint mir sehr geeignet, um evtl. Hemmschwellen, sich mit Neuem zu beschäftigen, abzubauen.

Dass ich die Schulung lebendig und interaktiv gestalten wollte, war mir von Anfang klar. Ich wollte mit Videosequenzen, Textteilen und Spielen Abwechslung ist die vielleicht drögen Inhalte bringen.

Die detaillierte Ausarbeitung der einzelnen Themenblöcke hat dann ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen – bestimmt etwa die Hälfte der gesamten Entwicklungszeit, wenn nicht sogar etwas mehr. Auf der Basis einschlägiger Publikationen und meiner Erfahrungen habe ich die Texte geschrieben, Skripte für die Videos erstellt und Ideen für Spiele gesammelt.

Das Autorentool

Ebenfalls sehr aufwendig gestaltete sich im Vorfeld die Suche nach einem geeigneten Autorentool. Etliche habe ich ausprobiert – manche waren nicht für iOS geeignet, manche boten nicht die von mir gewünschten Funktionen, manche brachten kein Ergebnis hervor, das mir gefiel, manche waren für mich zu kompliziert zu bedienen, manche erschienen mir schlichtweg zu teuer.

Ich habe dann eine All-in-One-Lösung gefunden, mit der ich gut zurechtkomme: Ohne eine besondere Software installieren zu müssen, kann sie einfach im Browser genutzt werden und bietet Autorentool und Lernmanagement-Plattform in einem sowie Speicherplatz in Deutschland. Die Bedienung ist ziemlich intuitiv und das Endergebnis passt optisch sehr gut zu meinem Corporate Design. Obwohl die Spielmöglichkeiten etwas beschränkt sind, macht mir die Arbeit damit Spaß. So konnte ich mich besser auf die Inhalte konzentrieren.

Action! … Und Schnitt!

Eine ganz besondere Erfahrung für mich war die Produktion der Videosequenzen.

Nachdem die Skripte standen, musste ein geeignetes Setting gefunden werden. Da ich natürlich das Investment zunächst möglichst gering halten wollte, habe ich dafür die halbe Wohnung auf den Kopf gestellt. Kostüm, Maske, Kamera und Ton habe ich alles allein bedient. Zwei lange und intensive Tage haben die reinen Dreharbeiten gedauert.

Anschließend habe ich das Rohmaterial auch selbst geschnitten. Mit der passenden Software war das technisch leicht umzusetzen, doch dauerte auch ganz schön. Und dabei habe ich viel erfahren, auf das man bei professionellen Filmen achtet.

Nun verstehe ich, warum an professionellen Filmen so viele Menschen beteiligt sind und warum es oft recht lange bis zur Ausstrahlung dauert. Ich bin mit dem Ergebnis meiner Videos sehr zufrieden. Sie sind so geworden, wie ich sich mir vorgestellt habe.

Da sich natürlich auch Versprecher eingeschlichen, sich Nachbarn und mein Kater akustisch bemerkbar gemacht haben, können Sie hier ein paar Outtakes sehen.

Die Puzzleteile fügen sich zusammen

Im Autorentool kamen dann alle Teile zusammen: Die neun Themenblöcke bestehen jeweils aus einem durchschnittlich 10-minütigen Video, mehreren Textblöcken und ein bis zwei Quizfragen. Um die Texte ansprechender zu gestalten, sind sie reich bebildert und manchmal mit Weblinks und Infomaterial zum Download versehen.

Abschließend habe ich eine “Prüfung” aus fünf Fragen gestaltet, die beim Bestehen dem Teilnehmer automatisch das persönliche Schulungszertifikat zukommen lässt. So reduziert sich für mich der Verwaltungsaufwand ein wenig.

Mit insgesamt etwas mehr als 140 Stunden Entwicklungszeit ist ein ca. 4,5-stündiger Online-Kurs entstanden, der wissenschaftlich fundiertes Wissen zu vorbeugenden Erhaltungsmaßnahmen allgemein verständlich und ansprechend vermittelt und sogar praktisches Bonusmaterial bereitstellt.

Jetzt sind Sie am Zug!

Sind sie nun neugierig geworden? Dann informieren Sie sich hier näher zu meiner eLearning-Schulung.

Ich freue mich über jegliches Feedback dazu! Was gefällt Ihnen besonders gut an der Schulung? Inwiefern hilft Ihnen das Erlernte? Haben Sie Fragen? Fehlt Ihnen etwas? Kann etwas verbessert werden?

Falls Sie Wünsche für weitere Schulungen in diesem oder einem anderen Format haben, lassen Sie es mich bitte ebenfalls wissen! Ich habe schon ein paar eigene Ideen für weitere Kurse, richte mich aber natürlich gern nach dem tatsächlichen Bedarf.

Grundlagen und Fallstricke der Inventarisierung

Meine ersten Aufträge zeigen, dass die Inventarisierung von Sammlungsbeständen aktuell ein sehr wichtiges Thema ist. Und das völlig zu Recht!

Warum inventarisieren?

Laut den ethischen Richtlinien für Museen vom ICOM ist es eine Grundvoraussetzung, ein Inventar für eine museale Sammlung zu pflegen. Und das ist logisch, da ein gepflegtes Inventarverzeichnis eine Übersicht über die vorhandenen Sammlungsbestände bietet – vom Schreibtisch aus und ggf. auch überall auf der Welt.

Das Inventar ist ein elementarer Wissensspeicher, denn die Kenntnisse über jedes einzelne Objekt dürfen nicht allein im Kopf einer Person oder weniger sein. Die Informationen müssen für alle an und mit der Sammlung Arbeitenden zentral zur Verfügung stehen und entsprechend aktualisiert und durch neueste Erkenntnisse erweitert werden können.

Erst durch die permanente Pflege ermöglicht ein Inventar, die vier Museumsaufgaben angemessen erledigen zu können:

Sammeln: Beim Blick in das Inventarverzeichnis weiß man, was man bereits hat und was ggf. noch fehlt. Frühere Aussonderungen sind nachgewiesen und zukünftige werden ableitbar.

Bewahren: Ein gut gepflegtes Inventarverzeichnis mit Standortverwaltung und Objektakten ermöglicht es, das Objekt zielsicher aufzufinden und seine Existenz zu überprüfen (ist es vielleicht gestohlen/verloren?). Wie ist der Zustand und kann man vielleicht deutliche Veränderungen durch bestimmte vergangene Ereignisse ablesen? Informationen für zukünftige und über vergangene Restaurierungen, Transporte, Ausstellungen usw. helfen, die Objektsubstanz zu schonen.

Forschen: Mithilfe eines guten Inventars lassen sich Sammlungszusammenhänge erkennen und dokumentieren. Es ermöglicht die Provenienzforschung, erleichtert die Erkennung von Fälschungen und unterstützt Restitutionen.

Vermitteln: Ein Inventar ermöglicht überhaupt erst einmal das Zeigen von vorhandenen Objekten und Erklären besonderer Aspekte. Es bietet Daten für den Leihverkehr und ermöglicht es, jegliche Anfragen zu beantworten.

Als Nachweis der Eigentumsverhältnisse jedes Objektes besitzt es Urkundencharakter und dient dem Vermögenserhalt einer Sammlung.

Was inventarisieren?

Wenn ein Sammlungskonzept besteht, ist dies nicht besonders schwer zu beantworten: Alles, was dem Sammlungskonzept entspricht!

Dabei soll es nach objektiven Kriterien gehen, nicht nach subjektivem Empfinden. Denn das ist selbstverständlich höchst unterschiedlich. So können eben auch vermeintlich “wertlose” Gegenstände Einzug in eine Sammlung halten, wenn diese für ihre Aspekte bedeutend sind – z. B. Masken als Objekte des aktuellen Zeitgeschehens.

Dabei wird es natürlich in der jeweiligen Sammlungspraxis stets zu diskussionswürdigen Sonderfällen kommen. Diese lohnen sich aber, bewusst abzuwägen und dann zu dokumentieren.

Wie inventarisieren?

Hierzu gibt es bereits zahlreiche Best-Practice-Lösungen. Jede Sammlung sollte aber für sich ganz individuell entscheiden, was ihr wichtig ist und wie sie das jeweils handhaben will.

So ist es egal, ob man noch analog inventarisiert oder digitale Systeme nutzen kann/will. Die Vorteile von EDV liegen natürlich mittlerweile auf der Hand. Egal in welcher Form, es ist dabei von höchster Priorität, die Daten vor Verlust oder unbeabsichtigter Veränderung zu schützen. Außerdem muss die Zugänglichkeit für alle Beteiligten entsprechend gewährleistet sein.

Bei der Objektbezeichnung empfiehlt es sich, Normbegriffe, Thesauri, Typologien zu nutzen. Dadurch wird die Recherche und das Wiederfinden, das Sortieren und Filtern des eigenen Bestands erleichtert. Mit Blick auf zukünftige Vernetzungen unter Museen, erleichtern einheitliche Objektbezeichnungen den Datentransfer.

Merkmale, um jedes einzelne Objekt zweifelsfrei identifizieren zu können, werden durch detaillierte Beschreibungen, Maße, Gewichtsangabe, Materialien und natürlich aussagekräftige Fotos geführt. Dies ist vergleichbar mit unserem Personalausweis, denn auch die Identität eines einzelnen Sammlungsobjekte muss stets eindeutig sein.

Dem dient auch die Inventarnummer. Außerdem ist sie das zentrale Datum, das alle Informationen untereinander und mit dem Objekt sowie Objekte untereinander verknüpft. Und bei der Systematik zur Nummernvergabe scheiden sich die Geister. Es wird mittlerweile empfohlen, keine “sprechenden Inventarnummern” zu nutzen. Diese codieren verschiedene Informationen, wie Zugangsdatum, Material, Sachgruppen, Standorte usw. Dies sorgt natürlich dafür, dass die Inventarnummer verlängert wird, was bei kleinen Objekten schnell zu einem Platzproblem führt. Oft führt eine sprechende Inventarnummer dazu, dass die Schreibweise abgekürzt wird, weil man nicht immer die gleichen Informationen wiederholen will. Das wiederum führt zu Unklarheiten, Verwechslungen, Dopplungen oder Lücken im Inventar. Die Frage, ob die codierten Informationen beim Objekthandling zwingend relevant sind, sollte einmal kritisch reflektiert werden. Und was ist, wenn die codierten Information irgendwann revidiert werden, weil neue Erkenntnisse andere Zusammenhänge ergeben?
In der modernen Praxis ist man also zu ganz einfachen Zahlen, ohne Sonderzeichen, Buchstaben oder vorangestellte Nullen übergegangen, da diese von EDV-Systemen nicht einwandfrei verarbeitet werden können.

Ebenfalls wichtig ist, welches Objekt eine einzelne Inventarnummer bekommt. Denken wir an ein Kaffeeservice bestehend aus sechs Kuchentellern, sechs Untertassen, sechs Tassen, einer Kaffeekanne mit losem Deckel, einem Milchkännchen und einem Zuckerpott mit losem Deckel, der vielleicht auch noch baugleich mit dem Deckel oder Kanne ist: Laufen alle 23 einzelnen Objekte unter einer Inventarnummer? Oder bekommen vielleicht Kaffeekanne und Deckel eine, Zuckerpott und Deckel eine andere? Oder bekommt jedes einzelne Teil eine eigene Nummer, da z. B. die Deckel nicht eindeutig Kanne oder Pott zugeordnet werden können? Stellen Sie sich einmal vor, dass nur eine der Tassen zur Restaurierung entnommen wird. Welche Inventarnummer würde die Standortpflege und die Restaurierungsdokumentation erleichtern und welche vielleicht erschweren?

Ebenso wichtig ist natürlich auch die Art und Weise, wie die Inventarnummer auch am Objekt angebracht wird. Denn es ist nur eine Seite der Medaille, wenn die Nummer auf den entsprechenden Unterlagen, Akten und Datensätzen steht. Das entsprechende Objekt muss damit dauerhaft und bei Bedarf reversibel beschriftet sein. Das bedeutet, die Inventarnummer darf nicht versehentlich verloren gehen, aber auch nicht eingebrannt, graviert oder z. B. mit einem Material aufgetragen werden, das Materialveränderungen der originalen Substanz bewirkt. Deshalb hat es sich – besonders in Depots – etabliert, Etiketten mit der Inventarnummer gut sichtbar anzubinden und Verpackungen zu beschriften. Gängige Praxis ist es auch geworden, eine Stelle des Objektes mit einem Klarlack (z. B. Paraloid) abzusperren, dann die Inventarnummer mit Aquarell oder alterungsbeständiger Tusche aufzuschreiben und dann erneut mit Klarlack zu überziehen. Dabei ist es sehr empfehlenswert, im Haus zu definieren, wo die Inventarnummer aufzubringen ist. Eine einheitliche Regelung erleichtert im Arbeitsalltag das Auffinden der Nummer. Definieren Sie auch eine maximale Größe, Normschrift und eine angemessene Kontrastwirkung (z. B. helle Schrift auf dunklem Untergrund), um die Lesbarkeit zu erleichtern.

All diese Überlegungen erfordern anfänglich natürlich etwas Aufwand, erleichtern im Folgenden aber die alltäglichen Arbeitsabläufe erheblich.