Puppenstubenausstellung in Hildesheim

Im Knochenhauer Amtshaus wird noch bis zum 21.4.2013 die Sonderausstellung “Trautes Heim im Kleinformat – Puppenstuben von 1850 bis heute” gezeigt.

Bereits im November habe ich sie angeschaut und muss nun endlich einmal darüber berichten.

Besonders Familien kann ich diese Ausstellung sehr empfehlen. Aber auch wer sich für Wohnkultur interessiert, sollte diese Ausstellung besuchen.

An den rund 40 Puppenstuben, -häusern und -küchen lässt sich die Entwicklung und Wiedergabe der deutschen Wohnkultur sowie der Spielgewohnheiten ablesen, die mit Barbie- und Playmobil-Haus im Heute endet. Die Objekte sind entweder industriell gefertigt oder in Heimarbeit entstanden. Auch die verschiedenen Erhaltungsspuren sind besonders interessant. So sieht man vereinzelt verschiedene Lagen Tapete und Farbanstriche. Auch die Geschichten um die Stuben herum sind anschaulich erzählt.

Als aktiven Teil kann man zeichnerisch Puppenhäuser oder zwei plastische Exemplare einrichten.

Die Objekte, die als Leihgabe vom Deutschordensmuseum Bad Mergentheim zur Verfügung gestellt wurden, beschränken sich nicht nur auf die erste Museumsetage. Auch im Dachgeschoss finden sich – die meiner Meinung nach schönsten – Exemplare.

Besonders spannend ist es, Möbel und Einrichtungsgegenstände zu entdecken, die man selbst besaß oder noch besitzt. Ich habe z.B. Sessel und Radio aus der DDR wiederentdeckt.

Eine Entdeckungsreise in die Miniaturwelt lohnt sich.

Frohe Weihnachten 2012

WeihnachtenAuch dieses Jahr wünsche ich allen Lesern meines Blogs sowie allen, die sich in irgendeiner Weise für die Erhaltung von Kulturgut und Kultur einsetzen, frohe und besinnliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Start in ein erfolgreiches neues Jahr. All dies wünsche ich natürlich auch denen, die unser modernes Leben angenehm gestalten.

Nach altem erzgebirgischen Brauch dürfen eigentlich erst heute Abend, mit dem Läuten der Kirchenglocken um Punkt sechs Uhr alle Lichter in den Fenstern und Stuben angezündet werden. Dann gibt es Essen und dann Bescherung…

Hornemann Kolleg zur Digitalisierung von Schriftgut

Am 3.12.2012 fand wieder das Hornemann Kolleg statt.
Diesmal berichtete die Restauratorin Almuth Corbach von der Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel über die Erfahrungen, die sie und ihre Kollegen mit der Digitalisierung von historischen Schriften haben.
Frau Hähner (Fachprofessorin Schriftgut der HAWK) hat in ihren einleitenden Worten ein gutes Verständnis über Sinn und Nutzen dieses Themas gegeben. Bereits seit den 1990ern wird die Digitalisierung von historischen Schriften umstritten diskutiert. Einerseits dient sie dem Erhalt, da sie den originalen Bestand schont und gleichzeitig noch die Zugänglichkeit erleichtert. Andererseits werden die Schriften während der Digitalisierung verstärkt beansprucht. Einige Stimmen warfen sogar ein, man könnte doch die Originale aus Platzgründen vernichten, wenn sie digital erfasst sind. Das ist aber keine Option, weil originale Objekte so viele Informationen bieten, die nicht durch eine Abbildung erfasst werden können. Für uns Restauratoren ist dies nicht diskussionswürdig, da digitale Abbildungen zumal auch manipulierbar sind. Originale aber nicht – ohne sie zu zerstören.
Seit 1997 gibt es in Deutschland zwei große Digitalisierungszentren: eines in München (das sogar mit google zusammenarbeiten) und eines in Göttingen. Ihr Ziel ist ein freier Zugang zu unserem wissenschaftlichen und kulturellen Erbe.
Neben diesen beiden großen Institutionen digitalisiert auch die HAB bereits seit über 15 Jahren. Als Besonderheit wird hier sehr viel Wert auf konservatorische Belange gelegt. So werden besonders oft nachgefragte Schriften primär digitalisiert. Dabei geht stets eine Untersuchung voraus, ob das Objekt stabil genug ist. Ob aus konservatorischen oder aus technischen Gründen werden vermutlich ca. 30% des Bibliotheksbestandes nicht für die Digitalisierung freigegeben. Solch eine Prüfung dauert durchschnittlich drei Minuten und wird akribisch protokolliert sowie in einer Datenbank erfasst.
Anschließend kommen in der HAB fünf unterschiedliche Digitalisierungsmöglichkeiten zum Einsatz, die alle auf fotografischer Reproduktion beruhen, aber z.B. unterschiedliche Öffnungswinkel oder Seitenformate erfordern.
Die so gewonnene Daten müssen natürlich noch aufbereitet, mit Informationen hinterlegt, sicher abgespeichert und zugänglich gemacht werden.
Bis 2011 hat die HAB so insgesamt rund 2,54 Mio Seiten digitalisiert. Allein 2011 wurden 10000 Bücher auf Digitalisierbarkeit geprüft. Das ermöglicht ein Team von ca. 12 speziell geschulten Personen unterschiedlicher Berufsgruppen.
Leider sind die einzelnen digitalen Datenbanken noch nicht so weit verknüpft, wie beispielsweise der GVK.
Auch wenn dieses Projekt eine kostspielige Angelegenheit ist (25 Mio € reichen zur Digitalisierung von ca. 1% des gesamtdeutschen Bestandes), lohnt es sich doch sehr. So können meiner Meinung nach besonders wertvolle Schriften geschont und gleichzeitig öffentlich zugänglich gemacht werden. Und ich sehe noch einen erheblichen Imagegewinn der gesamten Kulturguterhaltung, da auch wir mit der Technik gehen und den Zugang allgemein bequemer ermöglichen.
Es ist zu überlegen, ob solche Datenbanken auch (bedingt) für andere Kulturgüter umsetzbar sind.
Frau Corbach hat das richtige Maß an Zahlen und Fakten mit Charme kombiniert und somit einen wirklich interessanten, verständlichen und nachhaltigen, rhetorisch sehr guten Vortrag gestaltet. Auch der abendliche Ausklang bei Speiß und Trank mit netten und informativen Gesprächen war wieder hervorragend von Studierenden und dem Hornemann Institut organisiert.
Leider kann ich beim nächsten Hornemann Kolleg am 14.1.2013 nicht dabei sein. Dann wird die Frage “… wohin mit den Forschungsdaten?” thematisiert. Ein Thema, das immer wichtiger wird.

denkmal 2012 Leipzig

Am Samstag, 24.11.2012 war ich auf der Denkmalmesse in Leipzig.
Ich gestehe, es war meine erste Messe, die ich besucht habe.
Meiner Meinung nach war sie gut besucht.
Auch wenn doch einige Stände nicht vergeben waren, waren jede Menge Firmen vertreten.
Das Spektrum war sehr breit, überwiegend handwerklich. Viele regionale Firmen, die sich mit Schädlingsbekämpfung, Gebäudedämmung oder Sanierung beschäftigen, waren präsent. Außerdem die üblichen Namen: Restauro, Kremer Pigmente, Deffner & Johann, VDR, Restauratoren im Handwerk e.V., deutsche Stiftung Denkmalschutz usw.
Auch französische, polnische und russische Firmen, die ich mir allerdings nicht näher angeschaut habe – sonst hätte ich mehr Tage gebraucht.
Ebenso konnte ich mir nicht alle Vorträge anhören. Das vorgestellte Projekt, die Denkmalpflege an Schulen zu bringen, fand ich aber sehr interessant und sinnvoll.
Grundsätzlich sollten viel mehr Berufe praktisch bereits während der Schulzeit bekannt gemacht werden. Das könnte den Kindern helfen zu verstehen, warum sie so manch scheinbar Überflüssiges lernen müssen. Mir hätte das zu meiner Schulzeit sehr geholfen.

Auf der angegliederten MuTec waren viele Anbieter von Audioguides vertreten.
Glasbau Hahn hat seine neuste schadstoffarme Produktpalette anhand einer technisch voll ausgestatteten Vitrine vorgestellt.
Ansonsten waren leider wenig innovative Neuheiten – vor allem im Holzbereich.
Es war eher eine Vorstellung der Unternehmen, gängiger Materialien und Methoden oder auch der Ausbildungswege.

Alles in allem war die Messe aber eine gute Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen und mit netten Menschen ins Gespräch zu kommen. Auch wenn ich Herrn Sprenger vom Verein der Restauratoren im Handwerk verpasste habe und ihn so leider nicht persönlich kennen lernen konnte.

Hornemann Kolleg und der Goldfund von Gessel

Gestern abend, am 12.11.2012, war es wieder soweit. Ab 18.30Uhr fand der zweite Vortrag des Hornemann Kollegs statt.

Diesmal referierte Dr. Stefan Winghart (Präsident des NLD, Archäologe und Denkmalpfleger) nach einleitenden Worten von Frau Probst (Vizepräsidentin der HAWK) über Fund, Bergung und Bedeutung des Goldhortes von Gessel bei Syke.

Die gesamte Strecke der NEL-Pipeline durch Niedersachsen (etwa 200 km) wurde vor dem Bau archäologisch ergraben. Dabei stieß man in Gessel nur etwa 60cm unter der heutigen Ackeroberfläche auf eine goldene Spange. Im Block wurde dieser Bereich geborgen und im NLD Hannover untersucht. Modernste Röntgen- und 3D-Drucktechniken kamen für die Untersuchung vor der Freilegung dank verschiedenster Firmen zum Einsatz.

Die Restaurierung wurde sehr akribisch und vorausschauend durchgeführt. So wurden bewusst einige Verfärbungen, Ablagerungen und auch Bodenreste an einigen Teilen belassen, um evtl. spätere Analysen zu ermöglichen.

Dieser Goldfund ist der zweitgrößte in Deutschland. Er stammt vermutlich aus der 2. Hälfte des 14. Jh. v. Chr, also aus der Bronzezeit.

Es wurden mehr als 1,5kg Gold in Form von Schmuck und Spiralen gefunden. Sie waren wohl ordentlich in einem kleinen Säckchen sorgsam für den Handel/Transport zusammengepackt. Da keinerlei Begleitfund besteht, kann man nicht klar sagen, ob es hier absichtlich versteckt oder verloren wurde.

In der Bronzezeit waren Metalle von besonderer Bedeutung für die gesellschaftliche Stellung und Macht. Gold war damals neben Bernstein materieller Ausdruck von Wohlstand und Tauschmittel gegen nutzbare Metalle, wie Bronze. Auch kultische Objekte und Gebräuche, so wie Transportmittel, Ausstattung von Kriegern und Gefäße für Gelage stehen damit sehr eng und komplex in Zusammenhang.

Dr. Winghart hat all diese Zusammenhänge in seinem charmanten Vortrag mit unglaublicher Begeisterung vermittelt. Das zeugt davon, dass er nicht nur unglaublich viel Wissen auf seinem Fachgebiet hat, sondern dieses auch gut an Laien wie mich vermitteln kann.

Auch wenn ich von prähistorischen Umständen nur sehr wenig Verständnis habe, konnte ich doch die historische Bedeutung dieses Fundes nachvollziehen.

Nun startet ein Forschungsprojekt zu Fragen der technologischen Herstellung der gefundenen Goldobjekte, das 2015 mit einem Abschlusskolloquium enden soll. Bereits nächstes Jahr soll es im Landesmuseum Hannover eine erste Ausstellung über die gesamten Ausgrabungen im Zuge des Pipelinebaus geben. Und natürlich sollen dann auch alle Informationen publiziert werden.

Wieder einmal war das Hornemann Kolleg gut besucht.

Auch die anregenden Unterhaltungen im Anschluss bei bayerischen Nahrungsmitteln und hildesheimer Getränken bestätigen den Erfolg dieser Vortragsreihe.

Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Vortrag am 3.12.2012, der sich mit bestandsschonender Digitalisierung von Schriftgut befasst.

Restauratoren – ein Volk für sich!? [Teil 1]

Restauratoren sind schon ein merkwürdiges Völkchen.

Unter den studierten Restauratoren gibt es solche mit einem Diplom, andere mit Bachelor- und wieder andere mit Master-Abschluss. Und was sagt der Welt das? Arbeitet ein Diplom-Restaurator – abgesehen von seiner längeren Berufserfahrung – besser, als ein “Bologna-Kind”? Entspricht das Diplom wirklich dem aktuellen Bachelor der Restaurierung?

Kann doch eigentlich gar nicht, weil neben der Studiendauer auch riesiege Unterschiede zwischen den Hochschulen liegen!

In Köln z.B. macht man einen Bachelor of Arts in Restaurierung und Konservierung von Kunst und Kulturgut. In Hildesheim macht man einen Bachelor of Arts in präventiver Konservierung. Zweifel der Vergleichbarkeit sind da durchaus berechtigt! Doch heißt das, dass B.A.s aus Hildesheim dann in der Berufswelt weniger bis keine Chancen haben? Dürfen die dann überhaupt zur Konservierung und Restaurierung von Kulturgut eingesetzt werden? Oder dürfen sie wirklich nur Maßnahmen der präventiven Konservierung ausführen?

Und was ist, wenn Hildesheimer B.A.s der präventiven Konservierung dann noch ihren Master of Arts in Konservierung/Restaurierung machen? Sind sie dann mit einem kölner M.A. vergleichbar? Abgesehen vom Schwerpunkt der Fachrichtungen natürlich (Köln: Holz und Werkstoffe der Moderne; Hildesheim: Möbel und Holzobjekte).

Wenn also bereits die Studienabschlüsse der Hochschulen und Universitäten (Berlin, Dresden, Erfurt, Hildesheim, Köln, München, Potsdam) nicht klar zu identifizieren sind, brauche ich nicht nach Abschlüssen der Akademie in Stuttgart und des Goering Instituts zu fragen.

Es ist ja gut und richtig, dass sich die akademischen Ausbildungsstellen von einander unterscheiden, doch so sehr?

Da fällt es doch verwandten Disziplinen, die dem Restaurator in der Denkmalpflege oder den Museen über den Weg laufen, schwer ihn einzuschätzen, oder? So entstehen doch falsche Vorstellungen unseres Könnens. Oder ist das eh egal, weil wir letztendlich alle den gleichen Erwartungen unterliegen?

Und wo stehe ich da, als junge, engagierte Restauratorin M.A. aus Hildesheim?

Auftakt Hornemann Kolleg

Am Montag abend, 15.10.2012, fand zum ersten Mal ein Vortrag im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe des Hornemann Kollegs in der Alten Bibliothek am Brühl 20 in Hildesheim statt.

Wie der Name bereits erahnen lässt, wird diese Vortragsreihe vom Hornemann Institut der HAWK Hildesheim ausgerichtet. Sinn und Zweck dieser Veranstaltung soll es zunächst sein, dem Informations- und Erfahrungsaustausch von regionalen Restauratoren, Studierenden und allen an Kulturguterhaltung interessierten Personen eine Plattform zu bieten.

Und bereits in der ersten Veranstaltung zur Restaurierung des hildesheimer Godehardschreins ist dies hervorragend gelungen.

Zunächst berichteten Prof. Dr. Michael Brandt (Museumsdirektor), Dr. Dorothee Kemper und Uwe Schuchart (u.a. Goldschmied) vom Dom-Museum Hildesheim gemeinsam über die Herstellung und die rund 800jährige Geschichte des Schreins sowie das gesamte aktuelle Restaurierungsprojekt.

Dieser Schrein ist bereits durch seine kostbaren Materialien (vergoldetes Silber, feinste Seide, Edelsteine, Gemmen), in höchster Handwerkskunst bearbeitet (z.B. Figuren aus einem Blech frei getrieben), zu seiner Entstehung (2. Viertel 12.J.) sehr wertvoll gewesen. Kurz nach der Heiligsprechung Godehards wurde ein Großteil seiner Körperreliquien über Europa in neu gegründete Godehard-Kirchen verteilt. Folglich verblieben nur wenige Stücke im hildesheimer Schrein. 1537 wurden einige Steine und vermutlich auch Goldbeschläge gestohlen. Verschiedene, tw. stark verändernde “Restaurierungen” und Öffnungen folgten ab 1769, bis 2010 im Zuge der Domsanierung auch das gesamte Inventar auf seinen Zustand begutachtet wurde. Dabei fiel starke Korrosion auf, die eine erneute Öffnung erforderte.

Im Folgenden wurde eine internationale Expertenkommision zusammengestellt, um die nach aktuellem Wissensstand schonendste und nachhaltigste Konservierung und Restaurierung dieses wertvollen Objekts zu gewährleisten.

So wurde beispielsweise der Kellerschwamm-befallene Holzkorpus zur Reinigung und Festigung nach Düsseldorf an eine Werkstatt mit Erfahrung im Umgang mit solchen Objekten gegeben. Die textilen Fragmente werden in der Abegg-Stiftung in der Schweiz bearbeitet, Gemmen von Experten aus Hannover und Berlin untersucht. Die metallenen Beschläge verblieben in Hildesheim bei Herrn Schuchart, der sie mit viel Akribie untersuchte, dokumentierte und reinigte (Abschluss der Reinigung Ende Januar 2013).

Insgesamt soll die Bearbeitung vorraussichtlich Ende Juni 2013 abgeschlossen sein. Dann soll der Godehardschrein (mit Unterstützung des Grünen Gewölbes in Dresden) in einer vollklimatisierten Vitrine in der Domkrypta wieder zu bewundern sein. Der Schrein soll dann ausschließlich museal genutzt werden und nicht mehr auf Prozessionen getragen werden. Bis dahin muss sich die Kommision noch einig werden, ob beispielsweise die reduzierende Bearbeitung von 1970 rückgängig gemacht werden soll.

Ich hoffe dann auf eine Publikation zu allen Untersuchungsergebnissen, Quellenrecherchen und den Restaurierungsarbeiten. Denn viele Fragen, die auch in der Vortrags-anschließenden Diskussion aufkamen, können bisher noch nicht beantwortet werden. So erhofft man sich weitere Aussagen zum Aussehen und der Herstellungstechnik der verlorenen Textilbespannung der Schreinunterseite. Bisher ist auch noch nicht ganz klar, ob der Schrein in einer hildesheimer Werkstatt gefertigt wurde.

Der Abend klang dann mit ungezwungenen, individuellen Gesprächen bei regionalem Speiß und Trank aus. Hier konnten in lockerer Atmosphäre ganz interessante Unterhaltungen geführt und neue Kontakte geknüpft werden.

Ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung am 12.11.2012, wenn Herr Dr. Winghart (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) vom Gesseler Goldfund (bei Syke) berichtet.

Wolfenbüttel und Lüneburg

Zwei kulturell bedeutende Städte in Norddeutschland und touristisch wertvolle Ziele.

Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals am 9.9.2012 habe ich die Gunst der Stunde genutzt, um Wolfenbüttel und Lüneburg zu erkunden.

Begonnen habe ich in einem Teil von Wolfenbüttels “Eingeweiden” – den Kasematten im Seeliger-Park (Lindenberg).

Diese werden seit einiger Zeit ergraben und geben nur langsam all ihre Geheimnisse preis. Teile dieser Kasematten stammen noch aus der ersten Befestigung Wolfenbüttels.

Die darüber zum Ende des 19.Jh. errichtete Villa Seeliger ist ein sehr interessantes Gebäude. Die ortsansässige Bankiersfamilie Seeliger errichtete hier ihren Familiensitz. Zuletzt bewohnte Lonny Seeliger ganz allein diese Villa. Sie starb 2000 im stolzen Alter von 102! Durch sie blieb das Gebäude größtenteils unverändert im Stil des Historismus erhalten.

Nach umfangreichen Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen soll Mitte Oktober die Seeliger Villa offiziell der Landesmusikakademie Niedersachsen zur Nutzung von der Stadt Wolfenbüttel übergeben werden.

Man kann nun noch immer den Hauch des düsteren, schweren Historismus und die früheren Geschehnisse erahnen.

Besonders spannend war der Besuch im Hofbeamtenhaus (Kanzleistraße 4), das heute von den Wolfenbüttler Freimaurern als Logen- und Wohnhaus genutzt wird. Ausnahmsweise durften auch Frauen an diesem Tag den “Tempel” besichtigen. Hier haben Frauen sonst traditionell bedingt keinen Zutritt…

In Lüneburg wollte ich unbedingt das Brömsehaus besichtigen, da es mir wärmstens empfohlen wurde. Leider war es – wider der Informationen zum Tag des offenen Denkmals – geschlossen.

Stattdessen konnte ich unweit ein Privatwohnhaus besichtigen. Ein nettes Ehepaar hatte vor einiger Zeit das sanierungsbedürftige Stadthaus gekauft und mit Unterstützung saniert und auf moderne Standarts gesetzt. Aus Dank für die herzliche Aufnahme in Lüneburg haben sie dann ihre privaten Gemächer geöffnet und gern von der Bauphase berichtet. Viele Fotos machten diese Zeit für Außenstehende nachvollziehbar. Und das Ergebnis überzeugt: Sie haben modernen Komfort und Standarts mit dem Charme des alten so kombiniert, dass eine sehr angenehme und inspirierende Wohnatmosphäre entstanden ist.

Nach der Besichtigung des Heinrich Heine Hauses am Marktplatz habe ich den Tag des offenen Denkmals 2012 dann mit einem Blick über die Stadt Lüneburg vom Wasserturm aus ausklingen lassen.

Darüber hinaus sind Wolfenbüttel und Lüneburg zwei traditionsreiche und gut erhaltene kleine Städtchen, die einen Besuch lohnen. Hier wird deutlich, dass alte Gebäude die moderne Lebensqualität nicht schmälern müssen. Sie können sie sogar noch angenehmer machen, da man hier stets von einem angenehmen Hauch der Geschichte umweht ist.

Restauratoren

Heute im “Huck Up”, eine hildesheimer Zeitung, lag die Beilage “Der Spezialist” bei. Gleich zu Beginn war ein Artikel über Wohnungseinrichtungen mit Antiquitäten abgedruckt. Als es darin um das Erkennen des Wertes und das Aufarbeiten dieser Antiquitäten ging, wurde empfohlen, sich an Antiquitätenhändler oder Tischler zu wenden. Tischlergesellen oder -meister können sich auch zum “Restaurator im Handwerk” weiterbilden.

Mit keinem Wort aber wurden wir studierten Restauratoren erwähnt.

Warum?

Vermutlich, weil unser Ruf in der breiten Öffentlichkeit denkbar ungünstig ist.

Wir werden doch überhaupt nicht ernst genommen!

Wie oft haben Sie schon gehört, dass jemand auch schonmal was abgeschliffen und neu lackiert hat, als Sie erklärten, was Sie von Beruf sind?

Oder Ihr Gegenüber hatte überhaupt keine Ahnung, was Restaurierung ist – bzw. kein Interesse.

Und warum ist das so?

Sind wir nicht wirtschaftlich genug? Sind wir zu ethisch? Kommunizieren wir zu wenig?

U.a. thematisiert das auch Ralf Buchholz in der aktuellen Restauro.

Ja, wir Restauratoren sind noch in keinster Weise angekommen!

Und wenn wir nicht daran arbeiten, wird sich das auch nicht ändern.

Am Besten sollten wir mit dieser Diskussion bereits im Studium anfangen.

Ich als junge, enthusiastische Absolventin werde von alldem sehr deprimiert.

Seit fünf Jahren erlerne ich diesen Beruf, aus Überzeugung, und investiere viel Geld, Zeit und Mühe. Und dann wird man nicht ernst genommen?

Ich war doch nicht auf einer Clowns-Schule!

Aber eine/r allein kann an der öffentlichen Wertschätzung nichts ändern.

Hier müssen wir Restauratoren endlich einmal an einem Strang ziehen! Und wie könnten wir das besser, als durch unseren Verband?

Wäre ein erster Schritt vielleicht der Schutz der Berufsbezeichnung?

Man denke nur an die jüngst bekannt gewordene “Restaurierung” eines Freskos in Spanien… So etwas ist unglaublich förderlich für das öffentliche Bild der “richtigen” Restauratoren.

Ausstellung: “Alt-Hildesheim wiederentdecken”

Noch bis zum 9.9.2012 läuft im Knochenhauer Amtshaus, direkt am Hildesheimer Marktplatz die Ausstellung “Alt-Hildesheim wiederentdecken”.

Heute habe auch ich es endlich einmal geschafft, diese Ausstellung zu besuchen und kann nur jedem raten, der noch kann: Schauen Sie sich diese Ausstellung an!

60 Aquarelle, drei Türklopfer, ein Buntglasfenster und Füllbretter erzählen auf einer Museums-Etage von der einstigen Schönheit Hildesheims von vor dem Zweiten Weltkrieg.

Die Aquarelle selbst sind von guter Qualität und sehr detailverliebt. Und das, was sie darstellen ist auch unglaublich spannend und detailliert.

Ich kannte schon den Ruf des früheren Hildesheims als schönste Fachwerkstatt Norddeutschlands – nun weiß ich auch warum.

Da schmerzt es wirklich sehr, wenn man sieht, was der Zweite Weltkrieg angerichtet hat…

Ein liebevoll zusammengestelltes Heftchen gibt verschiedentlich nähere Infos zu den dargestellten Gebäuden sowie zum Maler, dem Architekten Friedrich Richard Heyer (1862-1945).

Nur einen Kritikpunkt habe ich: Man hätte auf einem Stadtplan einzeichnen sollen, welche Orte genau dargestellt sind. Denn auch wenn ich nun fünf Jahre in Hildesheim lebe, kenne ich nicht jede Straße. Das geht anderen vielleicht auch so…

Aber alles in Allem eine schöne Ausstellung, die Sie sich noch anschauen sollten.