Stadtmuseum im Schloss Salder

In Salzgitter Salder wurde 1608 ein Schloss gebaut, das 1740 in Domänenbesitz überging und 1939 an die “Reichswerke Hermann Göring” (heute Salzgitter AG) verkauft wurde. 1955 wurde es an die Stadt Salzgitter übergeben und beherbergt bereits seit 1962 ein Museum.

Ein Besuch lohnt sich sehr, denn das Museum ist riesig und es ist für jeden etwas dabei:

Im Schloss beginnt es im Keller mit einer Dauerausstellung zur Erdgeschichte. In der Beletage und dem 2. OG geht es weiter mit den frühen Menschen, dem Leben im Mittelalter und bis zur Republik – immer mit Fokus auf die Stadt Salzgitter. Im Dachgeschoss kann man auch noch dauerhaft Kinderspielzeug bestaunen.

Als ob das noch nicht reichen würde, geht es in einem Nebengebäude, dem ehemaligen Schafstall, um die Technisierung der Landwirtschaft und des Handwerks sowie die Industrialisierung der Region im Speziellen. Ein weiteres Nebengebäude, der ehem. Pferdestall beherbergt eine Ausstellung zum Erzbergbau der Region sowie zur Salzgitteraner Stadtgeschichte der NS-Zeit bis zur Wiedervereinigung.

Weiter geht es im Außenbereich mit einer Bockwindmühle und einem Backhaus sowie dem “Eiszeitgarten”. Und wer moderne Kunst mag, der besuche die Wechselausstellungen der städtischen Kunstsammlungen im ehem. Kuhstall.

Es ist wirklich beeindruckend vielfältig und ansprechend aufbereitet. Die Dauerausstellungen werden umgebaut, um sie aktuell zu halten und zu pflegen. Und das alles bei kostenlosem Eintritt! Und das Museum ist nicht von Besuchern überlaufen. Man hat hier also meist seine Ruhe.

Man kann das Stadtmuseum Salzgitter also ruhig wiederholt besuchen und dann immer nur einen Teil der Ausstellungen betrachten – denn für alles wird ein Tag sehr knapp und ermüdend. Eine Führung zu einem Wunschthema ist ebenfalls sehr günstig.

Und es gibt zusätzlich noch viele zusätzliche Veranstaltungen, wie Backtage, ein Museumsfest, Kultursommer, Spielzeugbörse, … Hier kann man heiraten und Kindergeburtstage feiern.

Mir scheint dieses Museum besonders für Familien und Kinder empfehlenswert zu sein. Aber auch jeder andere Interessierte bekommt hier etwas geboten. Besonders für Leute mit kleinem Geldbeutel ist das Museum ein sehr empfehlenswertes Ausflugsziel.

Also begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise.

Bürgermuseum Wolfenbüttel

Recht unscheinbar in der ehemaligen Jahnturnhalle nahe dem Schloss in Wolfenbüttel hat 2017 das neue Bürgermuseum der Stadt eröffnet.

In moderner, ansprechender Ausstellungsgestaltung wird die Stadtgeschichte mit ihren verschiedenen Facetten kurz aber verständlich thematisiert. Die Erzählung beginnt im 18. Jh. nachdem die Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt wurde und die Bürger “die Stadt übernahmen”. Hier kann man gleich zu beginn sehr qualitätvolle Animationen von prägnanten Plätzen betrachten. So fliegt man beispielsweise über den Schlossplatz oder den Stadtmarkt wie sie im 18. Jh. ausgesehen haben. Ein großes Stadtmodell begeistert Burger und enttäuscht Restauratoren zugleich, denn hier prangt gleich mal die Angabe seiner jüngsten “Restauration”!

Es werden wirtschaftliche Schwerpunkte wie die Gemüsekonservenindustrie ebenso thematisiert, wie Revolutionen im schulischen Bildungswesen. Gärtner und Vereine prägten den Städtebau und das soziale Gefüge der Lessingstadt. Neben lokalen Ereignissen werden natürlich auch die NS-, Kriegs- und Nachkriegszeit anschaulich thematisiert.

Nationale und lokale Berühmtheiten begleiten den Besucher auf seiner Zeitreise durch die Stadtgeschichte und kommen vielfach zu Wort. Auf der eingezogenen zweiten Ebene in der Halle sind sogar Ausgaben der Wolfenbüttler Zeitung von 1949 bis 1976 zum Schmökern bereitgestellt. Leider weisen hier Schilder darauf hin, dass man doch bitte keine Seiten oder Artikel heraustrennen solle. Sollte das nicht selbstverständlich sein!?

Insgesamt ist der Besuch dieses Museums sehr lohnenswert, da die Ausstellung kurzweilig und sehr ansprechend gestaltet ist. Auch die Ausstellungsarchitekturen scheinen sehr hochwertig zu sein.

Mich störte nur, dass die Beschreibungstäfelchen der Objekte in den Tischvitrinen so angeordnet sind, dass sie die Exponate mal von links, meist aber von rechts aus beschreiben. So musste ich oft suchen, welches Objekt nun gemeint ist.

Ebenso schade finde ich, dass man darauf hingewiesen wird, dass es viele Leihgeber geben soll, dies aber nirgendwo gekennzeichnet ist. Wegen dieser vielen Leihgeber ist dann auch das Fotografieren ausschließlich für private Zwecke erlaubt. Es dürfen keine Innenraumansichten veröffentlicht werden – ich hätte hier gern einen Eindruck abgebildet.

Das Personal ist aber sehr nett, auskunftsfreudig und hilfsbereit – sie scheinen sehr stolz auf “ihr” neues Museum zu sein. Und der Eintritt ist auch 2018 weiterhin kostenlos.

Besuchen Sie das Bürgermuseum selbst, machen Sie sich Ihr eigenes Bild und entdecken Sie Neues über die Geschichte dieser Stadt.

Stammbuch im Prachteinband

Als individuelles und kostbares Weihnachtsgeschenk habe ich für meine Mutter ein Stammbuch selbst gemacht.

Dafür habe ich zunächst am PC das Seitenlayout gestaltet: die persönliche Titelseite und dann eine beliebige Anzahl an Seiten für die Einträge über die Vorfahren. Druckt man dann Duplex zwei Seiten auf ein A3-Blatt, kann man daraus einfach Heftchen falten und hat mit dem A4-Format eine gute Größe zum Füllen der Einträge.

Da ich auf einem Laserdrucker das Papier bedruckt habe, konnte ich problemlos die Seiten in einem Sud aus Zichorie beizen. Nach dem Trocknen und Pressen der Seiten zwischen groben Handtüchern haben diese eine ziemlich überzeugende alte Anmutung. Für die Vorsätze wählte ich gelbliches, handgeschöpftes Hadernpapier aus und band anschließend alles nach klassischer Methode zu einem Buchblock zusammen. Zum späteren Einband passend habe ich oben und unten noch Kapitale in Grün/Gelb angebracht. Auch ein Band als Lesezeichen ist eingearbeitet. Zur Verbesserung der Stabilität habe ich noch ein helles Gewebeband auf den Rücken geleimt.

Für den Prachteinband hatte ich bereits konkrete Vorstellungen: er sollte aus grünem Samt sein, mit schwarzem Buchrücken, Metallecken und dem persönlichen Monogramm meiner Mutter. Dafür entwarf ich zunächst eines, das ich gut sticken konnte. Nach einer Probestickerei übertrug ich das Monogramm mit einer Papierkopie (am besten Seidenpapier) und Vorstichen aus gelbem Stickgarn auf die Samtvorderseite. Nach dem Entfernen der Papiervorlage begann die langwierige Stickerei mit einem Goldlahnfaden. Eine Empfehlung für Nachahmer: hinterlegen Sie den Bereich der Stickerei mit einem entsprechenden Gewebe, damit sich der Samt nicht zusammenzieht und Falten wirft. Der Stickfaden darf auch nicht zu lang sein und man sollte sehr großen Wert darauf legen, Knötchenbildung auf der Rückseite zu vermeiden.

Um die Buchdeckel am Buchblock zu befestigen, arbeitete ich Rillen aus, in die ich die Bünde leimte. Nach dem Glätten einiger Unebenheiten wurde der Samt vollflächig aufgeklebt und nach dem Trocknen die Kanten zum Buchrücken und zu den Vorsätzen “abrasiert”, damit der Flor die späteren Übergänge nicht stört. Den Buchrücken gestaltete ich mit schwarzem Kunstleder. Nachdem die Vorsätze angeklebt waren, habe ich noch aus goldenem Metallblech die Ecken befestigt und geprägt.

Zum Schutz des Prachteinbands habe ich dann noch eine passende Klappschachtel angefertigt. Und “schon” war das besondere Geschenk zwei Tage vor Weihnachten fertig. Dabei hatte ich schon im Sommer begonnen …

Frohe Weihnachten

Der Herrnhuter Stern hängt an seinem Platz und strahlt, die Schwibbögen leuchten, die “Piramett rennt” (Hochdeutsch: Pyramide dreht sich) und “Racherkarzlduft” (Hochdeutsch: Reucherkerzenduft) zieht durchs Haus. Alle Geschenke sind eingepackt, Kekse sind gebacken, Linseneintopf ist gekocht – und schon fast komplett verputzt …

Gut, für einen Christbaum fehlt uns der Platz, aber auch so kann Weihnachten kommen.

Im Kreise meiner Familie genieße ich die gemeinsame Zeit.

Und darum wünsche ich auch all meinen Lesern ruhige und frohe Festtage mit leckerem Essen.

Vielleicht mit Sauerkraut, wie in der neusten Folge vom Karzl?

Öffnen, bewahren, präsentieren

Unter diesem Titel beschreiben die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG) auf fast 400 Seiten die Vielfalt ihrer Aufgaben.

Sehr qualitätvoll bebildert feiern die SSG mit dieser Publikation ihr 30jähriges Bestehen und lassen alle Interessierten an ihrem Alltag teilhaben.

Mit zahlreichen Artikeln verorten sie ihren Standpunkt in der Geschichte und der heutigen Gesellschaft. Gebäude- und Inventarverwaltung haben an den Höfen eine sehr lange Tradition, in der nach einigen Einschnitten heute die SSG stehen. Anhand der heute betreuten Monumente wird beschrieben, welche Themen für Mitarbeiter und Besucher wichtig sind und wie sie in Einklang gebracht werden.

Neben jüngsten Vermittlungsprojekten werden auch Forschungsthemen und Erhaltungsmaßnahmen exemplarisch beschrieben. So erfährt man, was sonst im Verborgenen vor sich geht, z. B. innovative Forschungen zur sogenannten Glaskrankheit oder auch zu versteckten historischen Inventaretiketten.

Der Spagat zwischen dem Schutz vor Verlust originaler Substanz und der Vermarktung und Vermittlung der Gebäude, Ruinen, dem Inventar und der Gärten wird anhand verlorener Monumente, jüngster Neukonzeptionierungen und bevorstehender Projekte verdeutlicht.

In 30 Beiträgen beschreiben Mitarbeiter somit einen kleinen Teil ihrer Arbeit.

Auch ich habe mitgewirkt und eines meiner liebsten Arbeitsthemen beschrieben.

Ein Jahr Kulturgutschutzgesetz

Eine erste Zwischenbilanz zieht die Universität Regensburg am 25.10.2017 in einem öffentlichen Symposium.

Welche Effekte hat dieses Gesetz bewirkt? Waren sie dem Schutz von Kulturgut zuträglich oder doch eher nachteilig? Sind die beabsichtigen Effekte eingetreten oder doch auch völlig  Unbeachtetes? Reicht das Gesetz aus oder muss noch nachgebessert werden?

Es würde mich brennend interessieren, wo wir nun stehen und welche Perspektiven sich eröffnet haben!

Leider ist das Symposium an einem Mittwochabend und von mir aus nicht gerade um die Ecke. Da ich beruflich nicht flexibel genug bin, kann ich leider nicht teilnehmen.

Jeder, der sich dafür interessiert und die Möglichkeit hat, sollte aber unbedingt teilnehmen! Da die Veranstaltung kostenlos und ohne Anmeldung zu besuchen ist, können Sie auch ganz spontan sein.

Ich hoffe daraf, bald auch auf anderem Wege ein Resümee des ersten Jahres Kulturgutschutzgesetz zu lesen.

Der Archivar und seine Schätze

Gestern Abend ab 18 Uhr besuchte ich die Antrittsvorlesung vom neuen Honorarprofessor Dr. Michael Schütz an der HAWK in Hildesheim.

Mit abwechslungsreicher, interessanter musikalischer und kulinarischer Begleitung rahmten kurze Würdigungsreden den Vortrag von Herrn Schütz über den “Archivar und seine Schätze“. Der Fakultätsdekan Prof. Dr.-Ing. Günther Bahre stimmte die Zuhörer sehr wortwitzig mit den zu erfüllenden Voraussetzungen für so eine Professur und seiner Freude über diesen qualitätsvollen Zuwachs des Kollegiums ein. Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub unterstrich die Freude über diesen Glücksfall durch eine kurze Zusammenfassung der Vita und das vielseitigen Engagements von Herrn Schütz.

Dann stellte Herr Schütz selbst in gut 40 Minuten die Arbeit und das Selbstverständnis von Archivaren vom 17. Jh. bis heute anhand seiner Forschungen in Archivalien vor – immer auf die Erhaltung von Schriftgut fokussiert. Dies gelang ihm in seiner charakteristischen, überaus charmanten und amüsanten Vortragsweise, die ich noch aus meinem Studium von ihm kenne. Es gelingt ihm mit scheinbarar Leichtigkeit, eine Fülle von Informationen nahezu unbemerkt zu vermitteln. Er nimmt seine Zurörer stets auf eine Reise mit vielen scheinbar weiten Abschweifungen mit, die aber immer wieder zum roten Faden zurückkehren und ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

Die Professorin der Studienrichtung Konservierung/Restaurierung von Schriftgut, Dipl. Rest. Ulrike Hähner rundete den Abend mit ausblickenden Worten in die zukünftige Arbeit von Herrn Schütz an der HAWK ab.

Leider waren sehr wenige Zuhörer anwesend – besonders wenig Studenten. Sie haben aber alle einen ganz wunderbaren und kurzweiligen Abend verpasst, der inspirierte und Spaß machte.

Nachruf: Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow

Bereits am Abend des 31.8.2017 verbreitete sich die Nachricht vom plötzlichen Tod von Frau Riedl-Siedow unter den Restauratoren wie ein Lauffeuer. Ich wollte es lange Zeit einfach nicht glauben, da sie schlichtweg noch so jung war.

Auch wenn sie nicht meine Fachprofessorin während des Studiums war, habe ich sie als kompetentes, engagiertes und zuverlässiges Mitglied des Lehrkörpers wahrgenommen.

Die Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter des Studiengangs Konservierung/Restaurierung der HAWK haben nun leider eine wertvolle Kollegin und die Studenten ein Vorbild und prägende Ausbilderin verloren. Sie alle stehen nun mit der Hochschulleitung zusammen vor der großen Aufgabe, das Loch, das Frau Riedl-Siedow hinterlassen hat, zu stopfen.

Auch ihre Vita verdeutlicht, welche wertvolle Person die Fachwelt zur Erhaltung von Kulturgut mit ihr verloren hat.

Sie hinterlässt nicht nur Kollegen und Fachkreise, denen nun eine besondere Persönlichkeit und ihre Kompetenz fehlen wird. Sie hinterlässt auch Freunde und Familie, die nun irgendwie weitermachen müssen.

So bleibt mir nur, allen Hinterbliebenen und ganz besonders den engsten Angehörigen Kraft und Zusammenhalt zuzusprechen.

Frau Riedl-Siedow wird unvergessen bleiben.

Nachruf auf Martin Roth

Heute vermelden Medien den gestrigen Tod von Dr. Martin Roth, der in der Kulturwelt eigentlich jedem ein Begriff ist.

Mich hat die Nachricht zutiefst getroffen, da ich ihn noch im April live erlebte, als er für die Feierlichkeiten zum 30jährigen Bestehen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im Neuen Schloss Stuttgart eine Festrede hielt.

Er war sehr wortgewandt und charismatisch, umtriebig und mit Leib und Seele in der Kulturwelt unterwegs. Er war mir ein Vorbild darin, meinen eigenen Weg zu gehen.

Vielen Dank dafür.

Der Wert der Restaurierung?

Seit einiger Zeit denke ich wirklich sehr intensiv über meinen ergriffenen Beruf nach. Und mein Urteil fällt leider nicht ganz so positiv aus. Ohne Frage liebe ich die Beschäftigung mit historischem Kulturgut, aber es scheint eine brotlose Kunst zu sein.

Festigung historischer Inventar-Etiketten an Stuhlzargen

Nach einem Jahr Vorpraktikum habe ich fünf Jahre studiert (B.A. und M.A.) und nach etwas mehr als einem Jahr Arbeitssuche dann zwei Jahre Volontariat absolviert, bis ich mich endlich sicher genug gefühlt habe, um richtig in dem Beruf zu arbeiten. Somit habe ich insgesamt acht Jahre damit verbracht, diesen Beruf zu erlernen. Wer vorher noch eine handwerkliche Ausbildung gemacht hat (z. B. zum Tischler), der wäre dann gut elf Jahre dabei.

Und nach so langer Zeit sind wir dann doch ziemlich umfassend und gut ausgebildet! Neben handwerklichen Fähigkeiten wissen wir einiges über Geschichte der Kunst, der Gesellschaft, von Konstruktionen und Materialien. Wir haben chemisches und physikalisches Verständnis unserer historischen und modernen Arbeitsmaterialien und ihrer Reaktionen. Wir können fotografisch, zeichnerisch und verbal komplexe Zusammenhänge dokumentieren. Mit einem feinen Auge erkennen wir kleinste Unterschiede, um Veränderungen zu bemerken und Ergänzungen harmonisch einzupassen. Wir arbeiten sehr analytisch, logisch und nach hohen ethischen Ansprüchen. Wir haben ein sehr hohes soziales Empfinden bei unserer Tätigkeit.

Und dann gibt es kaum Stellen – besonders für Möbelrestauratoren. Die meisten müssen sich selbständig machen. Das ist ja auch nicht jedermanns Ding. Hat man eine Stelle im öffentlichen Dienst, bekommt man meist nur E9, auch wenn man Vergaben durchführt und Projekte managet. Oft ist so eine Stelle aber nur befristet – für einige Monate oder wenige Jahre. Mal in der einen Stadt, dann wieder im nächsten Bundesland oder gar ins Ausland. Hat man dann noch dummerweise einen sachgrundlos befristeten Job angenommen, ist man bei dem Arbeitgeber für drei Jahre gesperrt. Man muss permanent Bewerbungen schreiben, stets netzwerken oder höchst flexibel sein, um eine Folgeanstellung zu bekommen. Partner und Eigenheim oder gar Kinder sind schwierig in dieses Lebensmodell zu integrieren.

Und dann muss man sich Aussprüche anhören wie: “Ach, das kann man studieren?” oder “Und in welchem Restaurant arbeitet man dann so?” oder “Oh, wie toll! Ich hab auch schon mal einen alten Tisch abgebeizt/abgeschliffen und neu lackiert!” oder “Toll, ich hab hier eine Kommode; wie viel ist die denn wert?” oder “Ja, ich mag solchen Shabby Chic!” Werde ich als Möbelrestauratorin etwas über die Restaurierung eines Buches oder Porzellanvasen gefragt, bin ich schon überglücklich.

Tja, da haben die Restauratoren wohl völlig den Draht zur Öffentlichkeit verloren – oder anders herum. Und wieso? Weil wir gern im stillen Kämmerlein arbeiten – freiwillig oder auch zwangsläufig. Dabei sind Museumsbesucher überaus an unserer Arbeit interessiert! Für mehr Führungen oder Öffentlichkeitsarbeit durch uns reicht unsere Wochenarbeitszeit aber wieder nicht aus, da wir ja meist noch so viel anderes zu erledigen haben, weil wir oft zu wenig angestellte Restauratoren sind.  Ein Teufelskreis …

Eine Kollegin ist schon dazu übergegangen, zu behaupten sie sei Fleischereifachverkäuferin, weil sie müde geworden ist, immer wieder den Beruf und die ethischen Grundsätze zu erklären. Und auch mich nervt es so langsam, wenn mir Antiquitätenhändler, die alte Möbel auf nassem Rasen in der prallen Sonne ausstellen, mir erzählen, ich soll doch einen zweitägigen Restaurierkurs bei ihnen belegen, dann würde man viele Aufträge bekommen …

Restauratoren in Deutschland, jung und alt: Schließt euch zusammen und unterstützt den Berfsverband! Und VDR: Setz den Berufstitelschutz durch und finde Wege der besseren Öffentlichkeitsarbeit! Über einen Verbandsausschluss der Restauratorin in der umstrittenen Sendung “Kaputt und zugenäht” zu diskutieren finde ich da kontraproduktiv! Ihr Einsatz sollte eher belohnt und besser unterstützt werden. Wir brauchen charismatische Gesichter, die endlich ein richtiges öffentliches Verständnis für unseren Wert an der Gesellschaft schaffen!