Zeitreise in die Entschleunigung

Ein junger Kölner führt ein sehr interessantes Leben. Er hat sich bewusst für die Entschleunigung entschieden, um dem modernen Alltagsstress zu entgehen, indem er versucht, so zu leben, wie vor hundert Jahren.

Sein Lebenskonzept finde ich wirklich sehr mutig und interessant!

Gern würde ich ihn bei einer altmodischen, selbstgemahlenen Tasse Kaffee kennenlernen. Denn manchmal würde ich es ihm so gern gleichtun.

Bewegung konservieren

Am 19. und 20.4.2013 richtete die VDR-Fachgruppe Technisches Kulturgut in Berlin eine Tagung aus, die sich mit den vielen Facetten der Bewegung als bedeutende Eigenschaft von Maschinen beschäftigte.

Maschinen sind mittlerweile nicht nur alltägliche Lebenshilfen sondern auch Kunst- und Kulturobjekte geworden.

Bisher kann man einen Teil der Tagungsvorträge in sehr bewegter Form online nachvollziehen. Öffnet man zunächst die Präsentationen kann man anschließend den Audiodateien viel besser folgen und spannendes über Dampfmaschinen oder Zuses Helixturm erfahren.

Dank weiterführender Links des Deutschen Museums München weiß ich nun auch endlich, wie ein Abakus funktioniert!

Ich halte gerade für Maschinen und bewegtes Kulturgut die modernen Medien, wie Filmaufnahmen und virtuelle Rekonstruktionen, für sehr brauchbare Hilfsmittel bei der Erschließung, Dokumentation und Vermittlung von Funktionsweisen. Allerdings können sie niemals das funktionierende Original und gar menschliche Erklärungen ersetzen.

Hoffentlich wird noch eine Publikation zu dieser Tagung erscheinen.

Darauf warte ich gespannt.

Brand in Greizer Museum

Wieder gab es einen Brand in einem Museum.

Diesmal traf es im thüringischen Greiz das DDR-Museum sowie ein im selben Gebäude befindliches Antiquariat. Das Feuer brach gestern früh vermutlich im 3. OG aus und vernichtete den nahezu kompletten Dachraum.

Das genaue Schadenssausmaß sowie die Brandursache müssen noch ermittelt werden.

Das ruft uns wieder ins Gedächtnis, wie wichtig doch Notfallpläne sind!

Es ist immer besser für den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Karlsruhe und die Kunst

Die Karlsruher haben eine sehr amysante Art, mit Kunst umzugehen.

Während das eine Kunstwerk ein Knöllchen bekommt, ist ein ganzer Stadtteil krähativ.

Mein Favorit sind ganz klar die Krähenskulpturen in Grünwinkel, weil das Kunst von Bürgern für Bürger ist, die die räumliche und historische Dimension des Stadtteils mit einbezieht. Der Name “Grünwinkel” ist nämlich durch Lautverschiebung aus Krähenwinkel entstanden. Und dadurch, dass die Skulpturen über den ganzen Stadtteil verteilt aufgestellt sind, streift man gern auf der Suche nach neuen Krähen durch die Straßen.

  

Letzte Chance …

… für einen Besuch der Sonderausstellung “Vornehmste Tischlerarbeiten aus Leipzig” im Grassi-Museum für angewandte Kunst Leipzig.

 

Noch bis Sonntag, 12.4. – also nur noch zwei Tage! – kann diese tolle Ausstellung besichtig werden. Hier sind wohl so viele Möbel des Hoftischlers Friedrich Gottlob Hoffmann vereint, wie seit seiner Schaffenszeit Ende des 18. Jh. nicht mehr.

Diese Möbelvielfalt allein – aus ganz Deutschland, von Museen, Stiftungen und Privatpersonen ausgeliehen – ist schon sehr beeindruckend. Ausgewählte Stücke sind dazu noch gut aufbereitet, indem man über Tablets mit Kopfhörern Bilder ihrer Wandlungsfähigkeit sehen kann. Dazu werden mit musikalischer Untermalung historische Hintergrundinfos gegeben.

Insgesamt sind die Ausstellung und die zugehörige Publikation gleich aufgebaut: Vermittlung der innovativen Vertriebswege über Warenkataloge, Messen und die Rostische Kunsthandlung; anschließend natürlich die Möbel selbst mit Verweisen zu Hoffmanns meist englischen Vorbildern sowie deutschen Kollegen und Nachahmern. Seine Prozesse mit der Tischlerinnung werden ebenso thematisiert.

Aus konservatorischer Sicht ist die vielfach teilgeöffnete Präsentation der Möbel sowie die recht kleinen Podeste als einzige Abstandshalter sehr gewagt. Andererseits ist es natürlich toll, ganz nah an die Objekte herantreten zu können. Sogar Fotos ohne Blitz darf man machen. Dass auch wirklich nichts berührt wird soll Sicherheitspersonal garantieren.

Leider sind einige Objekte falsch beschrieben: ein Sekretär hat ganz offensichtlich eingelassene Schlüsselschilder aus Perlmutt, nicht aus Bein. Und viele Möbel, die historisch aus dem Blauen Salon von Schloss Crossen stammen, werden als grau gefasst beschrieben, zeigen sich aber eher in weiß mit Vergoldung. Diese Angaben wurden aus dem Versteigerungskatalog von 1928 übernommen und sollten für die weitere Forschung aber doch korrigiert werden. Denn z. B. trägt der Crossener Damenschreibtisch noch seine ursprüngliche Fassung, die in einem lichten Blau ausgeführt ist. Durch einen darüberliegenden, vergilbten Firnis wirkt dies heute eher grün.

Dennoch ist die Ausstellung sehr gelungen und sehenswert. Endlich wieder eine reine Möbelausstellung. Und dazu bildet auch das zugehörige Buch eine umfassende Grundlage für weitergehende Forschungen besonders der Produktionsweise Hoffmanns.

Frohe Weihnachten

Kugel
Mundgeblasene und blattvergoldete Christbaumkugel

Auch dieses Jahr wünsche ich all meinen Lesern frohe und erholsame Feiertage.

Als ich letzte Woche Donnerstag abends heim kam, freute ich mich bereits über den langen Weihnachtsurlaub. Da erwartete mich aber noch eine große Überraschung. Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.

Ein riesiges Paket enthielt insgesamt 26 Christbaumkugeln von Rödentaler Living Glass – darunter auch eine mundgeblasene und blattvergoldete Kugel, die ich mir so sehr gewünscht hatte.

Und sie ist wirklich etwas ganz Besonderes! Durch Falten und Kanten der Goldblättchen sowie Polierspuren reflektiert sie so einzigartig lebendig das Licht.

Als besonderen Blickfang habe ich sie gleich in ein Gesteck integriert und kann sie nun stets bewundern. Ein Foto kann ihrer Schönheit aber leider nicht gerecht werden.

Für die restlichen fehlt mir nur noch der Christbaum …

Ab heute Abend 18 Uhr wird sogar das gesamte Sortiment der Christbaumkugeln auf Shop-Weihnachtskugeln.de um 40% reduziert. Falls Sie also mal stöbern möchten …

Und das nächste Weihnachtsfest kommt schneller als man denkt.

Neies vom Karzl

Das Neudorfer “Racherkarzl” hat sich zur “Holzkrankheit” aller heimischen Holzfäller wieder zu Wort gemeldet.

Das bedarf keiner großen Worte mehr von mir.

Einfach grandios!

Danke Jürgen Huss!

Hoffmann – ein Leipziger Tischler

Am 29.11.2014 wird im Grassi Museum in Leipzig eine sehr empfehlenswerte Sonderausstellung eröffnet:

“Vornehmste Tischlerarbeiten aus Leipzig. F. G. Hoffmann – Hoftischler und Unternehmer”.

Flyer Grassi Museum LeipzigBis ich ein Möbel für diese Ausstellung restaurieren durfte, war mir der Name unbekannt. Dabei sind seine Möbel fertigungstechnisch höchst interessant, weil qualitativ sehr unterschiedlich.

Friedrich Gottlob Hoffmann (1741-1806) war Tischler, der seine Kundschaft aus Adel und Bürgertum mit englisch und französisch beeinflussten, klassizistischen Möbeln bediente. Ab 1796 war er als “Chursächsischer Hoftischler” von den Auflagen der Tischlerinnung befreit und baute sich so zwei Werkstätten auf, in denen er bis zu 42 Mitarbeiter beschäftigte. Er entwickelte neue, rationellere Fertigungsmethoden und reagierte schnell auf Marktbedürfnisse. Neben aufwendigen Auftragsarbeiten produzierte er auch günstigere Möbel auf Vorrat, die er dann auf Messen ausstellte oder in seinen beiden bebilderten Katalogen bewarb.

Nach jahrelanger Forschung konnten Michael Sulzbacher und Peter Atzig diesem bisher recht unbekannten Tischler rund 80 Möbel zuschreiben, die in der Sonderausstellung des Grassi Museums bis zum 12.4.2015 gezeigt werden. Hier werden auch lange zerstreute Ensembles wieder zusammengeführt.

Die begleitende Monographie habe ich mir bereits vorbestellt und bin besonders auf die beigefügten, digitalisierten Werbekataloge Hoffmanns sehr gespannt.

Hoffentlich schaffe ich es rechtzeitig, auch die fertige Ausstellung zu besuchen, denn zur eröffnenden Tagung von VDR und mobile kann ich leider nicht.

Nutzen Sie also die Gelegenheit, diese besondere Ausstellung sowie das Grassi Museum in Leipzig zu besuchen. Nehmen Sie sich aber viel Zeit; die Dauerausstellung ist riesig!

Kontaminiert – Dekontaminiert

Am 16. und 17.10.2014 fand zu diesem Thema das Werkstattgespräch des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in München statt – was eher einer nationalen Tagung gleich kam (Tagungsprogramm).

Das Programm war straff organisiert mit zahlreichen namhaften Persönlichkeiten der Restauratorenwelt. Von historischen Rückblicken über chemische, messtechnische und rechtliche Grundlagen bis hin zu verschiedenen Praxisbeispielen wurde das Thema “Giftstoffe im Kulturgut” umfassend, fundiert und humoristisch behandelt. Dabei wurden auch verschiedene Forschungsprojekte vorgestellt, die mich gespannt in die Zukunft blicken lassen.

Foto 17.10.14 10 58 58Plakate ergänzten das opulente Vortragsprogramm und boten jede Menge Gesprächsstoff. Bei sehr guter Verpflegung konnte man mit alten Kollegen und neu geknüpften Kontakten sehr anregende Unterhaltungen führen.

Vielen Dank an alle Verantwortlichen – besonders an die beiden Restauratorinnen Daniela Bruder und Lisa Miethe – für diese wunderbar organisierte und ausgeführte Veranstaltung!

Ich warte schon sehr gespannt auf die geplante Publikation.