Tag des offenen Denkmals 2014

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Gestern habe ich den Tag des offenen Denkmals genutzt, um Schloss Schliestedt im Landkreis Wolfenbüttel zu besichtigen.Foto 14.09.14 14 23 29

Heute als Seniorenbetreuung geführt, ließ Heinrich Bernhard Schrader (1706-1773) – enger Berater, Kanzler und Minister des Herzogs Karl I. – Mitte des 18. Jh. Schloss und Park nach seinen Vorstellungen an Stelle einer alten Wallburg errichten. Unter Putz und Stuck verbirgt sich wohl eine Fachwerkkonstruktion, die an auffälligen Rissen in unsanierten Bereichen erkennbar wird.

Der ehemalige Wassergraben ist heute zwar ausgetrocknet, aber noch deutlich erkennbar. Das Innere wird sukzessive sehr behutsam saniert, sodass sich die historische Bausubstanz in einem gepflegten Erscheinungsbild präsentiert.

Damals wie heute besteht eine enge Bindung zwischen Schloss und Dorf Schliestedt. Dem ist es wohl zu verdanken, dass die Bausubstanz trotz einer wechselhaften Geschichte so gut erhalten geblieben ist. Neben privater Wohnnutzung war im Schloss von 1939 bis 1945 die Staatsmusikschule Braunschweig untergebracht und ab 1950 (seither im Besitz des Landkreises Wolfenbüttel, seit 1996 unter privater Trägerschaft) zunächst ein Flüchtlingsheim, später ein Altenheim.

Gemäß Schraders Wahlspruch procul negotiis (“fernab von den Geschäften”) bietet Schloss Schliestedt heute auch die Möglichkeit zu Trauungen und anderen Festivitäten in ruhiger Atmosphäre.

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Genealogie – ein spannendes Hobby

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Am Wochenende las ich über den Karlsruher Armin G. Meyer, der gemeinsam mit seiner Frau ein sehr zeitaufwendiges Hobby betreibt: genealogische Forschungen.
Der Betriebswirt begann vor zehn Jahren seine Recherchen in alten Kirchenbüchern. Im Frühjahr 2014 publizierte er seine Ergebnisse in den ersten beiden Bänden des Ortsfamilienbuchs Karlsruhe über Hof und Hofdienerschaft Durlach und Karlsruhe 1688 – 1761 und die Reformierte Kirche 1722 – 1821. Zwei weitere Bände sind bereits in Arbeit und das Konzept für einen fünften steht auch schon.
Jeder, der schon einmal in historischen Quellenschriften gelesen hat, kann sich vorstellen, wie mühsam es ist, die alten Schriften zu lesen, die alte Sprache zu verstehen und dann auch noch die vereinzelten Daten zu einem Bild zusammenzufügen.
Ich finde es wirklich ein sehr interessantes Hobby und ziehe meinen Hut vor der Akribie und Ausdauer, mit der Meyer und seine Frau arbeiten. Dazu finde ich es natürlich auch überaus löblich, dass sich doch noch genügend Menschen für “altes Zeug” interessieren und dem so hingebungsvoll nachgehen. Das belegt auch der gegründete Karlsruher Arbeitskreis für Familienforschung.

AG Altstadt Wolfenbüttel

Die 1975 gegründete Aktionsgemeinschaft Altstadt Wolfenbüttel e. V. ist ein Zusammenschluss von mittlerweile knapp 200 Wolfenbüttlern, die das reiche kulturelle – materielle und immaterielle – Erbe der Stadt aktiv erhalten.
So gibt es im Schaufenster der Geschäftsstelle im Kleinen Zimmerhof 4, 38300 Wolfenbüttel wechselnde Ausstellungen zu sehen. Zuletzt über Mode der 1930er in Wolfenbüttel.
Stadtführungen werden abgehalten; manche Stadtrundgänge sind sogar über die Homepage erlebbar. Arbeitskreise beschäftigen sich mit der Erschließung und Vermittlung der Fachwerkbauten oder der Festungsanlagen. Auch ein kunsthandwerklicher Weihnachtsmarkt wird jährlich auf die Beine gestellt.
Für mich als Zugezogene, die beruflich mit dem Erhalt von Kulturgut betraut ist, stellt es eine wahre Freude dar, zu erleben, dass solch “alter Kram” doch noch eine Rolle in der modernen Gesellschaft spielt und sich Einzelne für den Erhalt engagieren. Gerade in Wolfenbüttel macht das für mich den Charme der Bevölkerung aus. Ich lebe gern hier.

ZeitRäume in Bodenstedt

In einem kleinen Dorf im Landkreis Peine können Sie eine Zeitreise machen.
1878 wurde das Haupthaus des Dreiseitenhofes von einer gutbetuchten Familie mit Beziehungen in gutbürgerliche Kreise errichtet. Bis 1934 gab es hier eine Gaststube, die durch Erzählungen über eine Hörstation wieder zum Leben erweckt wird.
Die Räume im Erdgeschoss und darüber lassen die verschiedenen Nutzungsphasen bis in die 1960er Jahre erkennen. Zahlreiche Freilegungsfelder zeigen überall Umgestaltungen, die Möbel aus unterschiedlichen Zeitphasen unterstreichen das. Zu einzelnen Räumen und Möbelstücken können Geschichten erzählt werden.
Beeindruckend fand ich den großen Tanzsaal, der im Zweiten Weltkrieg unterteilt wurde in einen Schlafsaal für Zwangsarbeiter und danach für Flüchtlinge, in eine Küche, ein Zimmer für den Aufseher und ein Krankenzimmer.
Für mich als Restauratorin erschließt sich die Geschichte des Hauses gut an der Bausubstanz selbt, doch multimediale Didaktikstationen vermitteln dies ebenso deutlich für Jedermann.
Es ist hier ein Glücksfall, dass die Nachfahren diesen Hof nicht erben wollten und dieses originale Zeitzeugnis nun dank zahlreicher Förderer der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.
Als ich dort war kam bei mir die Frage auf, ob eine Publikation über diesen Hof geplant oder gar schon in Arbeit ist. Sehr gern würde ich mir die Geschichte dieses Hauses und damit auch die Geschichte der Region und von Deutschland mit nach Hause nehmen. Gerade als Lehrmaterial für umliegende Schulen kann ich mir solch eine Publikation auch gut vorstellen …
Machen Sie sich doch selbst ein Bild von den ZeitRäumen in Bodenstedt. Es bietet sich als hervorragendes Ziel einer Radtour an, da auch ein kleines Kaffee angeschlossen ist. Hier kann man sich bei Speis und Trank über das Gesehene austauschen und langsam wieder in die Gegenwart zurückfinden.

Möbeloberflächen

Seit einiger Zeit achtet die Fachöffentlichkeit verstärkt auf die Erhaltung historischer Möbeloberflächen. Wir Restauratoren arbeiten schon längst alte Lacke nicht mehr einfach ab, um dann einen neuen aufzutragen. Wir versuchen die historischen Überzüge durch Festigung zu erhalten.

Dafür ist allerdings doch ein umfangreiches Wissen von historischen Überzugsmaterialien und -techniken nötig. Aus der Zeit vor dem Barock wissen wir noch nicht viel – eben weil die meisten Oberflächen durch spätere Renovierungen unwiederbringlich verloren sind. Man geht davon aus, dass die Möbel gewachst und/oder geölt waren.

Barocke LackeDie Kenntnis, dass im Barock die meisten transparenten Überzüge Sandarak (Harz) enthielten, verdanken wir systematischen Untersuchungen und deren Publikation durch Walch und Koller: Lacke des Barock und Rokoko. Lacke wurden durch Aufstreichen und Schleifen/Polieren aufgebaut und erlangten hohe Qualität. Die Fülle der Rezepturen lässt die Vermutung zu, dass jede Möbelwerkstatt ihre eigenen Rezepte hatte.

Obwohl Schellack bereist im 17. Jh. als Zusatzstoff für Lacke bekannt war, erlangte es seine Blüte als Lackhauptbestandteil lediglich in der 2. Hälfte des 19. Jh. Es entstand die berühmte Ballenpolitur. Bereits um 1900 bevorzugte man bereits wieder matte Möbeloberflächen, die man durch das Aufbringen von Wachs bzw. Wachs-Harz-Mischungen oder trocknenden Ölen erreichte.

Erst in den 1920er Jahren kamen Nitrocellulose-Lacke (CN-Lacke) in Mode und später allerlei weitere Kunststoffbeschichtungen, die im Spritzverfahren aufgetragen werden.

Das Thema der Oberflächenbehandlung von Möbeln ist sehr vielschichtig, aber auch schwierig zu erfassen, was die vielen Untersuchungsansätze zeigen. Auch Beizen und Farben wurden zur Oberflächengestaltung eingesetzt. Verschiedentlich wurden auch Lacke eingefärbt …

Nützliche Links

Ab sofort findet ihr eine neue Seite auf meinem Blog, wo ich interessante und nützliche Links rund um Kulturgut sammle.

Schreibt mir, falls ein Link nicht (mehr) funktioniert oder ihr einen tollen neuen gefunden habt, der hier aufgenommen werden sollte. Wenn ihr einen Wunsch für neue Themen-Links habt, begebe ich mich auch gern auf die Suche danach.

Schloss Mannheim

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An diesem Wochenende wurde das Mannheimer Schlossmuseum wiedereröffnet, nachdem die historisch rekonstruierten Räume nach einer Sonderausstellung der Reis-Engelhorn-Museen wieder vollständig eingeräumt wurden. Nun präsentiert sich die Beletage wieder größtenteils, wie sie 2007 konzeptioniert wurden, um einen Eindruck der Nutzung im 19. Jh. zu vermitteln, als Großherzog Karl Friedrich von Baden und seine Frau Stephanie de Beauharnaise hier residierten.
Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, viele Ausstattungsstücke sind verloren gegangen und frühere Einrichtungsphasen können bisher wegen fehlender Quellen nicht nachvollzogen werden. Lediglich die Gartenbibliothek im Erdgeschoss überstand den Krieg durch Auslagerung und konnte wieder erfahrbar gemacht werden. Darüber hinaus können qualitätvolle Möbel sowie ein Teil der ursprünglichen, wertvollen Tapisserien, badisches Hofsilber und kostbares goldenes Toilettengeschirr der Stephanie bewundert werden.
Ab 1720 wurde Schloss Mannheim von Kurfürst Carl Philipp nach absolutistischen Grundlagen erbaut. Mit seiner fast 500 m langen Schaufassade zur Stadt hin dominiert es deren Anlage. Ein so großes Schloss war nötig, weil es Hofämter, Gerichte und Regierung beherbergen sollte. Die Baukosten wurden bereits zu Baubeginn auf rund 2 Millionen Gulden geschätzt.
Nach den Kriegszerstörungen sollten die Reste des Schlosses einer modernen Verkehrsführung weichen. Lediglich der Schlosspark zum Rhein hin und die Wachthäuschen zur Stadt hin fielen Straßen zum Opfer.

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Im 18. Jh. war Mannheim für seine besondere Förderung der Künste und der Wissenschaft bekannt. So gab es wohl eine beeindruckende Hofbibliothek, Malereikabinette, ein Naturalienkabinett und eine Antiquitätensammlung, welche heute allesamt nicht mehr existieren.
Mit der Industrialisierung wuchs die Stadt durch seine günstige Lage an Rhein und Neckar sowie wichtiger Handelsrouten zur Straße und zur Schiene schnell zu einer Wirtschaftsmetropole heran.
Auch wenn die Stadt heute ein recht graues Image haben mag, ist sie doch überraschend grün und voller historischer Spuren. Das rekonstruierte Schloss, welches zum großen Teil von der Universität genutzt wird, macht auch heute die besondere Aufteilung und Nummerierung der Mannheimer Stadtquartiere nachvollziehbar. Da sie sich nach dem Schloss ausrichten, würde Mannheim ohne sein Schloss doch etwas fehlen.

Alles neu macht der Mai

Nach fast vier Jahren war es nun doch einmal an der Zeit meiner Seite ein neues, moderneres Kleid zu verpassen. Und da habe ich den Frühjahrsputz genutzt, um hier aufzuräumen.

Die “alte” Seite entstand zwar schon nach einem durchdachten Schema, aber eben in völliger Eigenregie, unter schlechten technischen Voraussetzungen. Habe sie mir durch bloßes Rumprobieren unter Zeitdruck zusammengebastelt.

Mit der Zeit habe ich mich natürlich etwas weiterentwickelt und da wollte ich die Seite einfach “mitnehmen”.

Einige Erweiterungen und kleine Anpassungen werden in den nächsten Wochen noch erfolgen. Doch größere Veränderungen plane ich dann erst wieder in einigen Jahren.

Bei Fragen, Anmerkungen und Verbesserungswünschen könnt ihr mir gern einen Kommentar hinterlassen oder mich über das Kontaktformular erreichen.

“Blue Rain”

So bezeichnet Stephanie Oertel in ihrer grundlegenden Diplomarbeit zu diesem Thema von 2008 an der Hochschule Potsdam ein Oberflächenphänomen, das sicher jeder Möbelrestaurator schon einmal gesehen hat: bläulich-weiße Ausblühungen, meist in Poren, aber durchaus auch als Schleier über eine größere Fläche.
Leider hat sie nicht beschrieben, wo die Bezeichnung “Blue Rain” herkommt. Vielleicht weiß da jemand mehr?
Dieses Phänomen ist laut Oertel eine Alterungserscheinung bestimmter Materialien an einem Möbel, kein Schadensphänomen. Nach bisherigem Wissensstand ist es für Mensch und Objekt unschädlich.
Möbel, die eine gewachste Oberfläche tragen und in ihrer Nutzungsphase mit Seifenlaugen (Kernseife) gereinigt wurden, können im Laufe der Zeit diesen weißlichen Belag ausbilden, der sich recht einfach trocken abnehmen lässt. Ausgelöst und beschleunigt wird die Entstehung wohl durch thermische Holzschädlingsbekämpfung – also eine Behandlung in einer feuchteregulierten Wärmekammer – oder bei extremen Klimaschwankungen.
Oertel beschreibt in ihrer Arbeit, dass die weißen Ausblühungen wohl Umwandlungsprodukte von Natriumhydroxid oder Natriumcarbonat sind, die mit Kondensfeuchte eine Lauge bilden, welche wiederum den Wachsüberzug des Möbels verseift und somit zusätzlich weiße Schleier erzeugt. Natriumhaltige Holzbeizen hat sie als beteiligte Substanzen ausgeschlossen.
Dennoch konnte sie nicht abschließend klären, welche Materialien nun genau an diesem Alterungsprozess beteiligt sind und welche Reaktionen genau ablaufen. Folglich konnte auch noch nicht ermittelt werden, ob es nicht doch als Spätschaden von früheren falschen Reinigungsgewohnheiten bewertet werden müsste. Auch offen bleiben muss vorerst, wie man damit umgeht: reinigt man die weiß-blauen Ausblühungen regelmäßig ab oder kann der Prozess verlangsamt/gestoppt werden?